Keine Hoffnung auf Lucky Punch

NRW-WAHL CDU-Ministerpräsidentenkandidat Norbert Röttgen wollte SPD-Amtinhaberin Hannelore Kraft im TV-Duell herausfordern – und unterlag

BERLIN taz | Es war seine letzte große Chance. Er hat sie nicht genutzt. Beim TV-Duell der SpitzenkandidatInnen von CDU und SPD für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am Montagabend gelang es dem CDU-Herausforderer nicht, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den entscheidenden Schlag zu versetzen. Mehr als ein Patt war nicht drin – ein Sieg für Kraft. Röttgen schaffte es nicht, die Contenance zu wahren. Immer wieder unterbrach er Kraft. Kaum einen Satz konnte sie ohne eine spöttische oder besserwisserische Zwischenbemerkung Röttgens zu Ende sprechen. Röttgen ließ sich auf keinen Dialog ein, „Muttis Klügster“ wollte Recht haben.

Ein Sympathieträger sieht anders aus. Es ging um „Herdprämie“ und Kita-Pflicht, um Haushalts-, Energie- und Bildungspolitik, um Arbeitsmarkt und Soziales. Röttgen wirkte wie ein Boxer, der nach Punkten uneinholbar zurückliegt und in der letzten Runde wild um sich schlägt. Doch seine Hoffnung auf den Lucky Punch erfüllte sich nicht. So sehr er Kraft zusetzte: Sie wankte kurz, aber sie fiel nicht. Stattdessen erholte sie sich im Laufe der Diskussion wieder und gewann ihre Selbstsicherheit zurück.

Das lag nicht zuletzt daran, dass Röttgen selbst in Bezug auf seine Vorstellungen, wie er im unwahrscheinlichen Falle eines Wahlsieges in NRW regieren will, nicht viel zu bieten hat. Er war sichtlich darum bemüht, keine Angriffsfläche zu bieten – und blieb unkonkret und nebulös.

Seine letzte Spitze war der „Schulkonsens“. Laut Röttgen trage der „unsere Handschrift“. Aber er basiert alleine auf der Initiative von Krafts Stellvertreterin Sylvia Löhrmann, der grünen Schulministerin. Kraft schwieg dazu. Offenkundig wollte sie ihren Koalitionspartner nicht positiv erwähnen.

Am Mittwoch wird Löhrmann die Gelegenheit haben, selbst für eine Richtigstellung zu sorgen. Denn dann gibt es das nächste Fernsehduell der SpitzenkandidatInnen, allerdings mit Grünen, FDP, Linkspartei und Piraten. Ein Hoffnungsschimmer.

PASCAL BEUCKER