Jukebox

Die Weltverschwörung und der Peter Alexander

Wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch Elvis. Elvis Presley, der Hüftschwung der Popgeschichte. Elvis Pelvis, das Becken, in dem sich alles sammelt, weil ja sowieso alles mit allem zusammenhängt, wie jede bessere Verschwörungstheorie weiß: der Sack Reis, der gerade in China umgefallen ist, und die Tatsache, dass 50.000.000 Elvis-Fans einfach nicht falsch liegen können. Es war also am 1. Oktober 1958, als er am Kolumbus-Kai in Bremerhaven den deutschen Boden betrat. Als König ging er, und er kam als einfacher G.I. „Elvis in Deutschland“, was gerade (bis 28. August) in einer Ausstellung im Tränenpalast verhandelt wird. Dazu gibt es am heutigen Freitag um 20.30 Uhr vor Ort auch ein Konzert mit Rio – The Voice of Elvis, der einer dieser akustischen Lookalikes ist, die die Welt in solchen Heerscharen bevölkern, dass man sich im Stillen wünscht, Elvis würde sich endlich ein Herz nehmen und sich nicht immer nur kurz in irgendwelchen amerikanischen Imbissbuden zeigen, sondern wirklich zurückkommen. Aber das macht er ja nicht.

Natürlich ist sein Vermächtnis schon groß genug. Elvis’ Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte? Findet sich zugespitzt bei Peter Alexander. Der sang die deutsche Version von „Are you lonesome tonight“: „Bist du einsam heut’ Nacht“. Wobei die Sache anders herum, wenn ich die Forschungslage recht überblicke, noch untersucht werden müsste. Wie also Deutschland auf den Künstler Elvis wirkte und damit auf das Popschaffen, und ob da mehr war als seine spätere Frau Priscilla, die Elvis hier kennen lernte und das „Wooden Heart“ mit den Zeilen „Muss i denn zum Städele hinaus“. Dazu wiederum passt recht gut, dass sich Johnny Cash seine erste selbst gekaufte Gitarre in Landsberg besorgte. Denn auch Cash diente in Deutschland, sieben Jahre vor Elvis, und eigentlich hat seine Karriere überhaupt in Bayern angefangen, was Franz Dobler in seiner Cash-Biografie als „wenigstens eine schöne Sache“ wertet, „auf die man als Deutscher stolz sein kann“.

Aber seither sind viele Säcke Reis in China umgefallen, und krude Quellen wollen sogar von einem Duett wissen zwischen Johnny Cash und Peter Alexander. Hängt eben alles mit allem zusammen, ob man will oder nicht.

Ach ja: Peter Alexander ist übrigens Wiener. Thomas Mauch