BRAINSTORM

Krieg produziert Leid – bei allen Teilen der Bevölkerung. Wenn aber von „Kriegstraumata“ die Rede ist, dann, so sagt die Historikerin Maria Hermes, gehe es meist um Soldaten, also nur um die Männer. Hermes hat dies erforscht und aus der Zeit des Ersten Weltkrieges die Krankenakten des Bremer St.-Jürgen-Asyls, dem heutigen Krankenhaus Bremen-Ost, durchgearbeitet. Psychiatrische Krankheits-Auffassungen sind nach Hermes demnach eine „diskursive Strategie“. In ihrem Vortrag „Wahnsinnsfrauen im Krieg. Weibliche Patienten in der Bremer Psychiatrie 1914–1918“ geht es daher nicht nur um den Umgang mit seelischen Verletzungen von Frauen, sondern auch um den Zusammenhang gesellschaftlicher Geschlechterrollenbilder und psychiatrischer Kriegsdeutungen. Und zwar am Samstag um 11 Uhr im Haus der Wissenschaft.

Objektiv und überhaupt nicht von Diskursen abhängig ist die Mathematik – so könnte man meinen. Doch etwas differenzierter betrachtet man dies in der Ethnomathematik: Zahlen, Verhältnisse, Mengen sollen dabei weniger „eurozentristisch“ und universalistisch betrachtet und stattdessen multikulturelle mathematische Konzepte gewürdigt werden. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, Yuri Manin, wird dies in seinem Vortrag „Mathematics as Toolkit: From Models to Data Mining“ am Montag um 19.30 Uhr im Haus der Wissenschaft vorstellen.

Direkt mit dem Diskurs, nämlich dem um die Shoah, befasst sich Markus Roth in seinem Vortrag am Mittwoch ab 20 Uhr in der Villa Ichon. Roth kommt von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur aus Gießen. Unter dem Titel „Zwischen Trivialisierung und Popularisierung – Der Holocaust in populären Medien“ spricht er über die Veränderung der Shoah-Darstellungen in Film, Comic und Krimi sowie über die Verschiebung von Grenzen und Tabus.  JPB