brief des tages
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Arbeitswelt

„Nur drei Tage im Büro“, taz vom 6. 9. 23

Das Homeoffice finden viele ArbeitnehmerInnen sehr gut. Größere Flexibilität, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Zeit- und Kostenersparnis durch weniger Fahrten zum Arbeitsplatz. Allerdings gibt es auch ein paar negative Begleiterscheinungen. Auf die soziale Komponente, den fehlenden persönlichen Kontakt mit KollegInnen, den Plausch in der Teeküche haben Sie hingewiesen. Auch auf die Verschiebung von Arbeitsleistungen zwischen den KollegInnen, ein Umstand, den auch die Arbeitgeber nicht gern wahrnehmen. Der Zeitdruck, verbunden mit Stress und Schuldgefühlen, nicht 7/24 erreichbar zu sein, nimmt massiv zu. Und bei Problemen kann man nicht mal eben ein Zimmer weitergehen und Kolleginnen um Rat oder Entlastung bitten. Homeoffice hat dazu noch eine materielle Komponente: Nicht alle haben eine große Wohnung mit einem gut ausgestatteten Arbeitszimmer. Wer zu zweit oder mit Kindern in einer kleinen Wohnung lebt, hat sein Büro auch mal am Küchentisch oder im Schlafzimmer. Ein gesundheitsgerechter Arbeitsplatz wird plötzlich Privatsache, während der Arbeitgeber kräftig Bürokosten einspart.

Michael Schwartzkopff, Berlin