Über‘s Quartier hinaus

VIERTELFEST 100.000 erwartete Besucher, 69 Bands auf fünf Bühnen, mehr Kultur im Programm – das Viertelfest soll mehr sein als nur ein Fest unter Nachbarn

VON ANNA GRAS

Anderthalb Kilometer zieht sich die so genannte Meile zwischen Ostertorsteinweg und Steintor. 69 Bands aus 40 Nationen spielen dort beim Viertelfest auf fünf Bühnen. Start war schon gestern, bis zum Ende am Sonntag steht noch einiges auf dem Programm.

Viertelbewohner kommen am Fest vor ihren Türen in diesen Tagen nicht vorbei. Doch Veranstalter und Ortsamtsleiter Robert Bücking strebt über‘s Viertel hinaus: Eine „bremische Veranstaltung, die sich an die Region wendet“ – das soll das Viertelfest sein. Und um das zu erreichen, setzen die Programmmacher um Frauke Wilhelm verstärkt auf Kultur. Im besten Fall, sagt Wilhelm, rechne man mit 100.000 Besuchern. Gekämpft wird dabei noch immer gegen das Fressbuden-Image des Viertelfestes. Denn das, erklärt Bücking, war seit seinen Anfängen in den Achtzigern „zeitweise ziemlich heruntergewirtschaftet“.

Neu sind die so genannten Fensterlesungen: Aus 25 Fenstern und Türen, von Balkonen und Treppen entlang der Meile werden mit kleinen Inszenierungen „Einblicke in mein Deutschland“ gewährt. Für sieben Minuten wird aus Zeitdokumenten wie Kurzgeschichten, Theaterstücken oder Pressetexten vorgetragen. Als Vorleser hängen sich neben anderen Henning Scherf und Weser Kurier-Chefredakteur Lars Haider aus dem Fenster. Mit dem Theater Bremen haben die Veranstalter zudem den Programmpunkt „La Deutsche Vita“ für den Goetheplatz konzipiert – passend zum italienischen Länderschwerpunkt der neuen Theatersaison. Geschmückt als italienischer Sommergarten gibt es dort – neben Pasta, Schinken und Wein – Opern, Sängerwettstreite und italienische Schlager. Ab 15 Uhr öffnet heute auch das Theater selbst seine Pforten: Der „Tag der offenen Tür“ fällt erstmals auf das Viertelfest-Wochenende.

Finnland ist mit der Reihe „Rokki Bändi“ musikalischer Länderschwerpunkt. Die läuft heute mit Auftritten des deutsch-finnischen Tango-Quartetts „Tangon Taikaa“ und des Singer-Songerwriters Joose Kesitalo auf dem Ziegenmarkt aus. Bewährtes gibt‘s auch: Fassadenprojektionen von „urbanscreen“ und der „Indiestyle“-Abend auf der Wallwiese. Haupt-Act ist dort „Tomte“-Sänger Thees Uhlmann. Gestrickt ist das Programm mit knappem Budget: Rund 200.000 Euro standen ihnen zur Verfügung. 40.000 Euro Zuschuss gab es von der staatlichen Wirtschaftsförderung Bremen, über 100.000 Euro steuerten freie Sponsoren bei. Ein letzter Hinweis: Das Lagerhaus gedenkt am Sonntag, 17.30 Uhr am Sielwalleck dem jüngst verstorbenen Günther „Meister Propper“ Kahrs und setzt ihm ein Denkmal. Das Programm im Netz: www.viertelfest-bremen.de.