pachls nachsichten
: Schleichende Übernahme

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Die taz wird unterwandert, oder ist es schon. Die Verlage von Bild und Express haben ihre in die taz-Redaktionsspitzen geschleusten Schläfer scharf gemacht. Die geistige Gleichschaltung scheint kurz vor dem Abschluss. „RAUS HIER, ABER DALLI! Warum es Schröder nicht mehr verdient hat, Kanzler zu sein“ titelte die Bild-Zeitung vorgestern, und „SPD-KRIEG GEGEN DEN BUNDESPRÄSIDENTEN“ schlagzeilte die taz... Pardon, es war umgekehrt! Aber wo ist der Unterschied. Beides Kampagnen-Journalismus vom Gröbsten, was speziell bei der taz einen Aufbruch zu neuen publizistischen Formen verspricht. Die taz-Titel-Redakteure arbeiten als Gefühls-Putschisten und verleihen einem imaginären Stammtisch von der reichlich ruppigen Art Wort und Stimme. Und „Raus hier, aber dalli!“ heißt ja nichts anderes, als „Merkel rein, aber bisschen plötzlich!“ Man gibt also der eigenen Sehnsucht nach „Angie“ (brrrr!) eine unverblümte Stoßrichtung, knapp verbrämt mit einem Verhüterli von VOX POPULI. Dafür ist dann Schluss mit der lästigen Trennung von Information und Kommentar, es werden („höchste Eisenbahn“) plebiszitär-populistische Saiten aufgezogen. Also die eigene Sau rauslassen, die dann („Raus hier, aber dalli!“) im Tonfall einer Blockwartsprache grunzt. Was eben bedeutet: Bild und Express übernehmen Sie! Und das Kölner Boulevard-Blatt hat sich ja neulich schon für ein paar satirische Spitzen auf Anweisung des Herausgebers bei der herbeigeschriebenen Kanzlereuse entschuldigen müssen. Aber was, fragt jetzt natürlich der Chef der Kölner taz-Ausgabe, hat dies mit hier zu tun? Eben! Oder, um es mit Groucho Marx zu sagen: Ich würde doch nie eine Zeitung kaufen, die jemanden wie mich darin schreiben lässt. Oder umgekehrt?