meinungsstark
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Made in Germany – nix funktioniert?

„Flugzeug-Panne von Annalena Baerbock: Reiseabbruch wegen Deutschland. Die Außenministerin strandet wegen eines Schadens am Flieger. Der Rest des Landes hat sich an solcherlei kaputte Infrastruktur schon gewöhnt“,

taz vom 15. 8. 23

Da tritt eine Außenministerin sichtlich bemüht eine weite Reise an und benutzt eine seit Langem bekannte marode und auch für die Umwelt mörderische „Infrastruktur“. Da hat sie vier Gegenstände im Gepäck, die jedoch auch in der australischen Botschaft an Ver­tre­te­r*in­nen des indigenen Volkes der Kaurna hätten übergeben werden können. Da werden mal so nebenbei 160 Tonnen Kerosin ins Meer ausgegossen. Da ist Baerbock nun nicht dabei, wenn in der Fidschi-Hauptstadt Suva die erste deutsche Botschaft auf den Inseln eröffnet wird. Da wurde vom Außenministerium just dann diese, wie Frau Baerbock in den Nachrichten erwähnt, ungemein wichtige Reise anvisiert, in deren Zeitrahmen auch ein deutsches Fußballerinnenteam hätte gefeiert werden können, wenn es denn gewonnen hätte. Konjunktive, Fragen, Zweifel, Kopfschütteln. Deutschland ist klein, Leute! Wie wäre es mit mehr Realitätssinn, auch und gerade in Regierungskreisen?

Roswitha Halverscheid, St. Léger sur Vouzance

Die Rentner einfach vergessen?

„Deutschland in der Wirtschaftskrise: Konjunktur der Angst“, taz vom 14. 8. 23

Als Inflationsausgleich werden einigen Berufsgruppen bis zu 3.000 Euro gezahlt! Wann erhalten die Rentner ihren Ausgleich? Uns kostet das Stück Butter genau so viel wie zum Beispiel einen Eisenbahner, der 1.400 Euro Inflationsausgleich erhält! Ist das soziale Gerechtigkeit?

Edmund Thielow, Glauchau

Renten an die Börse?

„Plan für Aktienrente: Eine Subvention für die Börse“,

taz vom 9. 8. 23

Treffender kann der Artikel nicht überschrieben werden. Endlich wird klar gesagt, woran unser Rentensystem krankt. Zur Diskussion der Zusammenlegung von Pensionen und Renten in eine Kasse gehört auch die Verpflichtung aller, auch der Selbständigen, in die Kasse zu zahlen. Schließlich beanspruchen auch die gescheiterten Selbständigen final den Staat. Ludwig Gelzhaeuser, Dormagen

Die Sorgearbeit – von Jugendlichen

„Jugendliche mit Nebenjob: Prägendes Beispiel. Jeder zweite 17-Jährige aus einer reichen Familie jobbt neben der Schule. Arme Jugendliche machen das seltener. Warum?“,

taz vom 8. 8. 23

Sie schreiben, es fehlt an Vorbildern für die Jugendlichen, an Animation und Vernetzung. Das alles mögen auch Gründe sein, die in Einzelfällen eine Rolle spielen, oder die on top kommen. In der Realität gibt es aber schlicht Systemgründe. Es ist Fakt, dass Jugendliche unter 25, die in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft leben (also einem Haushalt, der auf SGB 2 angewiesen ist, auch bei Aufstockenden), leider das Geld aus einem Nebenjob oder einem Ferienjob schlicht nicht behalten dürfen. Bei Minijobs liegt der Freibetrag bei 100 Euro, die behalten werden dürfen, bei Ferienjobs bei 1.200 Euro. Nennen Sie mir doch bitte ein Beispiel von einem wohlhabenden Jugendlichen, der neben Schule und Tennis noch einen Aushilfsjob in einem Hotel macht und dann das Geld brav wieder abgibt! Außerdem ist es mitnichten so, dass Eltern armer Jugendlicher nicht beide voll berufstätig sind. Das Gegenteil ist im Niedriglohnsektor der Fall – oft noch ein Zweitjob und oft im Schichtbetrieb. Nicht das fehlende Arbeitsmodell ist hier das Problem, denn die älteren Kinder dieser Eltern arbeiten ja! Sie leisten die sogenannte Sorgearbeit: Betreuung jüngerer Geschwister, Hausarbeit, Arzttermine mit den Großeltern, Dolmetschen bei Behördengängen. Sie leisten diese Arbeit umsonst, weil ihre Eltern Vollzeit arbeiten gehen müssen. Zeit für einen Nebenjob bleibt da nicht! Henrike Adebar, Bremen