Füchse machen sich auf die Jagd

HANDBALL-BUNDESLIGA Mit einem verstärkten Team wollen die Berliner in dieser Saison den Sprung in den Europapokal schaffen

„Berlin soll eine Handballhochburg werden wie früher Magdeburg“

SILVIO HEINEVETTER, NEUER TORWART

Wenn für die Füchse Berlin am kommenden Wochenende die neue Saison beginnt, gibt es für sie nur eine Zielrichtung: nach oben. Nach einer enttäuschenden Rückrunde in der vergangenen Saison mit nur dem zehnten Platz haben die Handballer für die nächste Spielzeit kräftig aufgerüstet: Neben einem neuen Trainer holte man fünf neue Akteure. In Zeiten der wirtschaftlichen Depression kein leichtes Unterfangen. Dabei hatten die Füchse Glück, noch rechtzeitig gehandelt zu haben. „Wir haben die Neuverpflichtungen vor der Wirtschaftskrise getätigt“, sagt Geschäftsführer Bob Hanning.

Trotzdem musste der Etat aufgestockt werden und dürfte jetzt bei 4 Millionen Euro liegen. Nur dank neuer Sponsoren und des ausgeweiteten Engagements vorhandener Förderer war dies möglich. Hier zeigte sich erneut das Können von Bob Hanning, denn wahrscheinlich gibt es, wenn es um das Anzapfen neuer Geldquellen geht, in ganz Handballdeutschland keinen Zweiten wie ihn. Selbst in der Krise.

Mit der Aufrüstung sind die Füchse finanziell an ihre Grenzen gegangen und jetzt quasi zum sportlichen Erfolg verdammt. Entsprechend forsch geht Hanning auch voran. „Mit dieser Mannschaft werden wir uns für den Europapokal qualifizieren“, verspricht er. Ob das klappt? In der – vor allem in der Breite – stärksten Handballliga der Welt haben noch einige andere Teams das gleiche Ansinnen. Das sieht auch der neue sportliche Übungsleiter Dagur Sigurdsson so: „Es gibt sechs bis acht Mannschaften, die ein paar Plätze nach oben wollen.“ Der Isländer steht in Sachen Ehrgeiz seinem Geschäftsführer kaum nach.

Der 36-Jährige, der nebenbei noch die österreichische Nationalmannschaft coacht, hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Hanning ist von ihm schon jetzt so angetan, dass er ihn gerne auch darüber hinaus behalten möchte. „Er ist eine absolute Respektsperson, der auf jedes Detail achtet. Wir ergänzen uns gut“, sagt er. Aber wie lange Sigurdsson die Füchse coachen wird, entscheidet der sportliche Erfolg.

Damit dieser eintritt, wurde vor allem die Defensive verstärkt. Dringend notwendig, denn in der letzten Saison hatten die Füchse eine der schlechtesten Abwehrreihen der Liga. Jetzt soll sie zum Prunkstück werden. Neben den beiden jungen Rückraumspielern Rune Karason aus Island und Sebastian Schneider aus Flensburg sollen vor allem der norwegische Abwehrchef Stian Vatne und der dänischen Kreisläufer Torsten Laen der Defensive mehr Stabilität verleihen. Gerade der Däne hinterließ in der Vorbereitung einen hervorragenden Eindruck und wurde prompt zum neuen Kapitän ernannt. „Wir haben nicht nur starke Spieler verpflichtet, sondern auch wirkliche Charaktere“, sagt Sigurdsson.

Am Donnerstagabend im Testspiel gegen den amtierenden Champions-League-Sieger Ciudad Real aus Spanien zeigte die neue Defensive bereits ihre Qualitäten. Das Spiel ging zwar mit 24:31 verloren, aber 50 Minuten konnten die Füchse gegen die wohl beste Mannschaft der Welt gut mithalten.

Gegen die Spanier durfte auch der fünfte Neue im Bunde mitwirken: Silvio Heinevetter. Der deutsche Nationaltorhüter wechselte aus der Handballtraditionsstadt Magdeburg an die Spree. Er soll das neue Aushängeschild der Füchse werden. Heinevetter selbst hat damit kein Problem. „Es ist doch klar, dass man als deutscher Nationalspieler diese Rolle übernimmt“, sagt er locker.

Der 24-Jährige mit seinen halblangen Haaren hat nicht nur äußerlich das Zeug zum Publikumsliebling. Besonders seine unkonventionellen Paraden und seine aggressive Spielweise zeichnen ihn aus. Nicht selten spielt er sich in einen Rausch. „Wenn der Schiri anpfeift, legt sich bei mir ein Schalter um“, sagt er selbst. Heinevetter hat große Ziele mit den Füchsen: „Das, was Magdeburg früher war, soll Berlin in Zukunft werden“ – eine Handballhochburg. Der lange Weg dorthin könnte am nächsten Sonntag in Minden beginnen. NICOLAS SOWA