kabinenpredigt
: Sarah BSC

Das „Bäumchen, wechsel dich“-Spiel in der Bundesliga ist im vollen Gange, und Hertha, auf der Suche nach einem neuen Sturm, hat eine Option weniger. Vratislav Lokvenc, tschechischer Nationalspieler und jetzt ehemaliger Bochumer, geht lieber nach Salzburg, als in unsere tolle Stadt zu kommen. Salzburg! Angeblich, weil er Trainer Jara so lieb hat! Also bitte! Wenn ihm Zärtlichkeiten fehlen, hätten wir ihm doch sicher helfen können. Es muss noch etwas anderes sein, was ihn nach Österreich zieht. Was hat Salzburg, was Berlin nicht hat?

Zuerst einmal ziemlich viele Japaner. Okay, die gibt es natürlich auch bei uns, aber ich vermute, Salzburg ist im Sommer die größte japanische Zufluchtsstätte außerhalb Asiens. Na und? Wir haben doch auch wunderbare andere Nationen hier. Das lasse ich als Argument gegen Berlin und Hertha nicht gelten.

Vielleicht ist er wegen der Bäcker hin. Denn die sind, das muss man ganz neidlos anerkennen, um Klassen besser als unsere. Sind also die Berliner Bäcker schuld? Möglich wär es, denn Bäcker tragen mehr Verantwortung für das Berliner Elend, als sie einzugestehen bereit sind. Unsere Bäcker sind einfach das Letzte! Andererseits müsste Lokvenc dann eine gewisse masochistische Ader besitzen, denn tägliche Kalorienbomben wird Jara ihm bei aller Zuneigung sicher nicht gestatten. Also kann er sich das ganze Salzburger Zuckerzeug nur ansehen und es nicht essen. Da hätte er es hier leichter gehabt, denn diese Versuchungen fallen hier ganz weg. Bliebe die Salzburger Kultur. Aber ob Mozart oder „Jedermann“, wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier über die wahren Motive eines Fußballers nachdenken. Und Kicker und Kultur, das passt ja nun gar nicht zusammen. Falls doch, hätten wir ja auch Brigitte Grothums „Jedermann“ im Angebot.

Es kann eigentlich nur an den Vögeln liegen. Über Salzburg kreisen seit Jahren ein paar aus dem Zoo ausgebüxte Geier. Und das ist natürlich obercool, wenn Lokvenc auf dem Feld vielleicht grade verliert und beim Blick in den Himmel die schon wartenden Geier sieht. Das hat einfach ganz große Symbolik. Da kommen unsere Luftratten nicht mit.

SARAH SCHMIDT