nebensachen aus jerusalem
: Internetservice macht Kupplern Konkurrenz

Manchmal lässt sich schon am Namen erkennen, wen der Internet-Verkupplungsservice ansprechen will. „Mit Masel“ (Jiddisch: mit Glück) wendet sich an ultraorthodoxe Aschkenasim, Juden, die aus Osteuropa kamen. „JDateLine.com“ ist schon etwas liberaler. Hier treffen sich traditionelle Juden, die am Sabbat ihr Auto stehen lassen und koscher essen. Und dann natürlich „JDate“. Die älteste und mit 135.000 Mitgliedern größte Website auch für weltliche Singles, ist sehr populär in Israel.

Hier haben sich Keren und Motti vor zwei Monaten kennen gelernt. Während Keren ganz neu auf der Website ist und auch nicht länger bleiben will – sie hat trotz ihrer neuen Bekanntschaft insgesamt einen „miesen Eindruck“ –, sucht Motti schon lange eine Partnerin. Zu einem traditionellen „Matchmaker“ würde er nie gehen. Die sind nur noch für die ultraorthodoxe Kundschaft relevant. Verkupplungsversuche von guten Freunden gab es, aber da war das Angebot begrenzt.

Dank JDate schaffte Motti es wöchentlich auf mindestens ein Blind Date. Dennoch ist Keren in einem Jahr erst die Dritte, mit der er es zu mehr als Kaffeetrinken brachte. Dabei waren unter den Bekanntschaften „zwei erfolgreiche Künstlerinnen, eine Physikprofessorin und eine Geschichtsdozentin“. Man dürfe nicht aufgeben, trotz „der Masse von dummen Langweilern“, so Motti.

Die jüdische Website sei „anspruchsvoller“ als etwa Cupidon oder American Singles, wobei auch bei JDate nur eine von 100 Frauen bei Motti Interesse weckte, immer dann, wenn sie nicht in eine der drei klassischen Kategorien passt: Da gebe es die „Altmodischen“, die „nette, ästhetische Frau, die einen reifen Mann zum Zweck der Eheschließung“ suche, oder die „chronischen Optimistinnen“, die das Leben schön fänden und auf „gemeinsame, aufregende Abenteuer“ aus seien, während sie „immer lächeln – nicht auszuhalten“, findet Motti. Am schlimmsten seien die „New-Age-Frauen“, voller positiver Energien, die den „bewusst lebenden Mann“ suchen.

Keren stößt vor allem die Oberflächlichkeit ab. Die meisten Männer konzentrierten sich in erster Linie auf Äußerlichkeiten, beschrieben sich selbst als „gut aussehend und spontan“. Und dann natürlich die, die eine Ehefrau suchen, die „Seriösen, mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehenden“. Da gingen beim Aussortieren manchmal Stunden drauf.

Der „zynische Atheist“, so Mottis Profil, und die „amorph-asymmetrische Frau“, wie Keren in ihrer Selbstdarstellung schreibt, gehören laut Statistikamt zu 300.000 israelischen Singles zwischen 26 und 44. Die Methode der Partnersuche im Internet genießt seit Beginn der Intifada vor fünf Jahren einen Aufschwung. Nach einer Studie des Tel Aviver Stadtmagazins hat sich das Verhalten bei der Partnersuche drastisch verändert.

Aus Sorge vor einem Terroranschlag auf ein Café oder Pub verabredeten sich die Israelis häufiger zu Hause. Keren und Motti leugnen, dass die Angst eine Rolle gespielt hätte. Das Internet sei einfach „noch ein Weg, um jemanden kennen zu lernen“.

SUSANNE KNAUL