wortwechsel
: Staat schröpft Untertanen? Eltern, Kinder, Witwen …

Wird der Sozialstaat zunehmend ungerecht in „Wendezeiten“ und Krisen? Neues Elterngeld, Ehegattensplitting, Witwenrente – wie fair sind die Pläne der Regierung? Wer zahlt drauf?

Die Ampelregierung will sparen und streitet sich auch beim Thema Elterngeld. Aber ganz egal, wie es ausgeht: Elternzeit – mit und ohne Bart – ist Kinderzeit    Foto: Sebastian Gollnow/dpa

„Ehegattensplitting und Elterngeld: Die Lebensform ist Privatsache. Geht es in der Politik um Geld, werden die Klischees ausgepackt. Die Annahme, das Steuersplitting halte Frauen vom Arbeitsmarkt fern, ist übergriffig“,

wochentaz vom 15. 7. 23

Wie privat ist „Familie“?

Das Steuersplitting hält vielleicht Frauen in Deutschland nicht vom Arbeitsmarkt fern, drängt sie aber in Teilzeitjobs. Dadurch machen Frauen in Deutschland seltener Karriere und haben am Ende des Berufslebens viel geringere Rentenansprüche. Das schadet nicht nur den betroffenen Frauen, sondern der Gesellschaft insgesamt. „Lebensform ist Privatsache“ würde ich auch unterschreiben, aber der Staat sollte ein Familienmodell, dass in den 50er Jahren als Idealbild galt, nicht ewig weiter fördern. Kölner Norden

@Kölner Norden Wie Frau Dribbusch sehr richtig geschrieben hat: die nicht vorhandene Kinderbetreuung, in geringerem Maße Altersbetreuung, ist das Problem. So lange das nicht gelöst ist, ist eine Abschaffung des Splittings schlicht eine Steuererhöhung, sonst nix. Brobdignag auf taz.de

Veraltete Sichtweisen?

Sie verweisen in Ihrem Artikel auf das Ehegattensplitting, welches Frauen dazu veranlasst weniger zu arbeiten. Allerdings ist diese Sichtweise sehr veraltet. Ich bin verheiratet und arbeite Vollzeit, wie mein Mann.. Ich verdiene das 1,5fache von ihm und dies ist in meiner kompletten Familie so, bei meiner Schwester plus Mann und Kind, bei meinen Eltern.

Frauen sind teilweise besser ausgebildet als ihre Männer und erwirtschaften einen wesentlichen Anteil zum Haushaltseinkommen. Ich würde mir wünschen, auch dies mal in einem Artikel zu lesen und nicht immer nur die Sichtweise aus den 60er Jahren, als die Frau am Herd stand. Die Lebensrealität ist bei vielen mittlerweile eine andere. Ich kenne viele Ehepaare, bei denen die Frauen wesentlich mehr verdienen als die Männer.

Name ist der Redaktion bekannt

Schafft man das Splitting ab, werden nicht plötzlich aus Hausfrauen und Minijobberinnen Frauen mit ausreichend bezahlten Jobs und erträglicher Rentenversicherung, ganz im Gegenteil. Nutzer auf taz.de

Wer macht die Gesetze?

„Ständig lückenhafte Vertretung. Mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Haupt- oder Volksschulabschluss. Davon sitzen nur 20 Po­li­ti­ke­r:in­nen im Bundestag. Warum das unsere Demokratie gefährden könnte“, taz vom 14. 7. 23

Sie sind die Minderheit – nur 20 Politiker haben einen Haupt- oder Volksschulabschluss und sitzen im Bundestag. Ein krasses Missverhältnis zu den 20 Millionen Bürgern. Das Parlament besteht zu über 99 Prozent aus Privilegierten, die vorab schon bestens finanziell gesichert waren – Krisen betreffen sie in der Regel nicht. Viele Bürger aber hoffen im „Notfall“ auf die Tafel, um nicht zu verhungern. Demokratie in Gefahr? Wer schafft sie eigentlich ab? Thomas BartschHauschild, Hamburg

Man könnte auch sagen: „Ständisch lückenhafte Vertretung“.

Streift man durch die Lebensläufe der Parlamentarier, haben die wenigsten längere Zeit in der Schule des (Berufs-)Lebens verbracht. Die Karriereleitern in politischen Hochebenen begünstigen sehr exklusiv Domestik*innen. Der Parteiapparat organisiert politische Nachwuchsarbeit und wachsende Quoten bei Mandaten. Nützlicher als neue Quoten könnten Men­to­r*in­nen­pro­gram­me für Lebenserfahrene jenseits des Politikbetriebs sein.

Scheidende An­füh­re­r*in­nen könnten in einer Rolle vorwärts zu „Heranführer*innen“ werden.

Name ist der Redaktion bekannt

Es stellt sich aber auch die Frage: Wie viele der taz Re­dak­teu­r*in­nen sind Nicht-Akademiker*innen? Kritisieren ist eins, anders machen was anderes!

Herzliche Grüße an alle von Herbert Barthel, taz Abonnent seit mehr als einem Vierteljahrhundert

Brauchen reiche Väter auch Geld vom Staat?

„Ein anderer Blick auf die Welt. Die geplante Streichung des Elterngelds für besonders gut Verdienende ist fatal, weil sie vor allem Männer trifft. Gerade die aber sind entscheidend für einen Kulturwandel“, taz vom 5. 7. 23

Dieser Text hätte auch überschrieben sein können mit „Bericht eines geläuterten Patriarchen“. Interessant ist in der Einleitung die Rechtfertigung der Bevorteilung der männlichen Spezies durch pekuniäre Vorteile. Ein System, das offensichtlich in der Gesellschaft immer noch tragfähig ist.

Dabei geht es nur vordergründig ums Geld, vielmehr zeigt sich hier offen eine Haltung gesellschaftlich anerkannter stärkerer Wertschätzung für Männer und ihre Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft. Allerdings wird dieses „moderne Mainstream-Patriarchat“ hier dann leider doch nur auf 50-Cent-Vorteile beim Pinkeln reduziert …

So bleibt nur die immer wiederkehrende – ernüchternde – Erkenntnis, dass die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft durch und trotz unseres Bildungs- und Erziehungssystems und tradierte Erziehungsmuster der Familien immer noch nicht nachhaltig verändert werden können. Irmgard Lücke, Bremen

Witwen ohne Lobby

„Charmant in die Altersarmut. Für viele ist die Hinterbliebenenrente eine Aufstockung für den Lebensunterhalt. Eine Kürzung würde nur eins bedeuten: verschärfte Altersarmut“, taz vom 10. 7. 23

Verschärfte Altersarmut – und das im Angesicht von Cum-Ex-Steuerverjährungen, Wirecard-Verstrickungen, Maskenverbrennungen, Stuttgart21-Verschwendungen. Gut gemacht, liebe Regierung, liebe Abgeordnete, liebe Parlamentarier!

Bolzkopf auf taz.de

Ich finde es anmaßend, dass sich eine Politikerin erdreistet, sich über nicht geleistete Einzahlungen in die Rentenkasse auszulassen! Meines Wissens nach zahlen Beamte und Herren der Regierung nicht mal ansatzweise in die Rentenkasse ein. Wie wäre es, wenn diese Herrschaften sich nun endlich auch einmal beteiligen?

Elke Heß, Bad Langensalza

Noch mehr Frauenarmut

Es sollte heißen: Frauenaltersarmut und hier speziell Mütterarmut im großen Ausmaß entstehen lassen! Wie dumm ist denn das – in einem System, was nur über Generationen, also Kinder, finanziert wird, müssen dann künftige Beitragszahler auch ihre bedürftigen Mütter mitfinanzieren. Ab diesem Punkt bin ich als 5-fache Mutter draußen.

Nur weil man Care-Arbeit sowohl im privaten als auch im beruflichen Feld nicht entsprechend entlohnt, sind die Menschen, die diese Arbeit verrichten, arm. In der Krise bevormundet die politische Klasse die Frauen im Namen der Emanzipation und droht ihnen mit armutsbedingtem gesellschaftlichen Ausschluss … Und sie wissen genau: Frauen können nicht streiken, es würde ihre Liebsten treffen. KI2023 auf taz.de