wortwechsel
: „Das Sommerloch beginnt erst“

Lösungen für strukturelle Probleme der gegenwärtigen Politik mit Hilfe der Philosophie finden? Leser denken nach. FDP passt auch beim Elterngeld auf Besserverdienende auf

Ob gelb, grün oder rot: Paprika, die perfekte Erfrischung im Sommerloch Foto: imago

Albtraum-Epoche

„Die Schulabbrecher“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Das unsägliche, unmenschliche Referendariat, an dem so viele junge Menschen zerbrechen, ausführlich darzulegen, würde (und wird!!) ein Buch füllen. Somit nur dies: Es war ein vor allem psychisches Kunststück, diese qualvolle Zeit voller Erniedrigungen, Beleidigungen, Diffamierungen, Entwürdigungen seitens arrogant-inkompetenter, nach oben gelobter Fach- und Seminarleiter überlebt zu haben. So war es immer, so ist es noch heute. Nach dieser Albtraum-Epoche war ich FREI (!), war 42 Jahre lang gern und stressfrei Lehrer bis zum Alter von 69 (!) Jahren und führte ganze Schülergenerationen zum Deutsch- und Sport-Abitur. Eines lehrte mich das grausame Referendariat: nie, nie mehr Respekt vor angeblich höher gestellten Persönlichkeiten zu haben!

Peter Kaschel, Recklinghausen

Buntes Leben

„Kampf der grünen Paprika“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Von taz-Autor*innen hätte ich erwartet, dass sie ihre Paprika lose kaufen und damit ohne Lebensmittelverschwendung und zutiefst pazifistisch die grüne Paprika einfach meiden, wenn sie nicht überraschend in außer Haus konsumierten Gerichten auftaucht. Aber auch da scheint das Leben bunter als gedacht.

Annett Richter, Berlin

Paprika ohne Plastik

„Kampf der grünen Paprika“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Aufgrund Ihres Artikels schreibe ich den ersten Leserbrief meines Lebens. Bei uns gibt es in vielen Läden und auf Märkten offene Paprika. Dort kann ich 1, 2, 3, 4, viele rote oder gelbe Paprika kaufen und spare mir auch noch die Plastikver­packung. Lucia Seitz, Randolfzell

Philosophie

„Ich bin gegen die woke Linke“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Als praktischer Philosoph sucht Slavoj Žižek, sehr achtenswert, nach Lösungen für die strukturellen Politik-Probleme der Gegenwart. Wir bleiben zwar Demokratie, aber übergeben befristet die Herrschaft einem Diktator?

Diese Idee hatte die Elite im Römischen Reich auch schon, wenn die Leute merkten, dass sie vor lauter Reden nicht zu Potte ­kamen. Stimmt, Herr Žižek: Demokratie erfordert kompetente Demokrat:innen: Je­de:r muss spüren, wann das Reden aufhören und das Handeln einsetzen sollte. Sonst geht die Demokratie den Bach hinunter.

Aber wie? Im 21. Jahrhundert? Also guckt der Kollege Žižek nach Modellen im 20. Jahrhundert: Roosevelt, Stalin.

Das Idealmodell des weisen Herrschers zeichnet Saint-Exupéry im ‚kleinen Prinzen‘: Der weise König, der stets die Befehle gibt, die dazu führen, was hinterher passiert?

Ja, das ist das Ideal! Aber: Er hatte keine Transformation zu stemmen! Seine Welt drehte sich schon perfekt, und sein Job war, dafür zu sorgen, dass es dabei bleibt. Michael Wildt, Münster

Unerreichbares Ideal?

„Ich bin gegen die woke Linke“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Wie Söder, DeSantis und die Alt-Right-Bewegung beziehungsweise Rechts­extremisten und Republikaner auch. Ist das sinnvoll? Sinnvoll wäre es, wenn die Linke solidarisch zusammensteht und gemeinsam den Kampf gegen rechts aufnimmt. Aber das bleibt wie immer ein unerreichbares Ideal …

HANNAH REMARK auf taz.de

@HANNAH REMARK

Glauben Sie mir, Sie wollen nicht geschlossen mit allem stehen, was sich „links“ nennt. Und falls doch, dann gibt es genügend Linke, die nicht mit Ihnen geschlossen stehen wollen. „Links“ ist kein Allheilmittel und auch keine Heiligsprechung. „Links“ ist eine vereinfachende Schublade, die eine komplexe politische Positionierung in eine von zwei Schubladen steckt. Und noch schlimmer: Man entscheidet ungeachtet der eigenen Position selbst, welche Schublade das ist.

QUESTOR auf taz.de

Elterngeld

„Reiche Kinder erwünscht“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Die Familienpolitik war und ist das „Herzstück“ über Jahrzehnte der Regierungen von CDU/CSU gewesen. Die Gleichstellung von Mann und Frau,Ganztagsbetreuung in der Kita, raus aus der Teilzeitfalle für Frauen, hinzu kommt der Fachkräfte­mangel.

Doch vor dem Grundgesetz sind alle gleich, und das Einkommen beziehungsweise das Elterngeld für Besserverdienende zu begrenzen ist trotzdem richtig. Wäre da nicht die FDP – Schutzmacht und Garant, das erworbene Eigentum vor dem Staat zu schützen. Die Reichen können sich diesen „Sozialstaat“ leisten, schließlich zahlen sie auch Steuern.

Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg

Politik

„Reiche Kinder erwünscht“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Ich bin jeweils die drei Monate nach der Geburt zu Hause geblieben, die 1.800 (beim 2. Kind, beim 1. gab’s 300, weil selbstständig) haben Miete und Nebenkosten gedeckt, alles andere kam aus den Ersparnissen. Ganz nett, und ohne das Geld wäre es wohl kürzere Zeit gewesen, aber war das essenziell? Eher nicht.

Die ganze Diskussion ist doch so vom Familienministerium gewollt – man hat halt geschaut, was man tun kann, was am ehesten FDP-Wähler_innen trifft … und dabei wohl hasardiert, dass die eigene, auch zum Teil betroffene Klientel stillhält. Das Sommerloch beginnt erst – mal sehen­, was da noch kommt.

WURSTPROFESSOR auf taz.de

Afghanistan

„Die deutsche Verantwortung“,

wochentaz vom 8.–14. 7. 23

Die deutsche Rüstungsindustrie und die Nato tragen schwere Verantwortung am Tod und Leid vieler Menschen und sogar an der immensen Frauenunterdrückung in Afghanistan sowie dem Rückfall von Syrien, Irak, Iran, Jemen oder Libyen, dem von der EU dreckig benutzten Flüchtlingsfolterland. Barbarei (qua Verteilungskämpfen unter den Ärmsten).

Niemand kann mit der einen Hand Geld mit Rüstung und Fahrzeugbau verdienen, ohne mit der anderen Hand Blut zu vergießen! Das gilt seit dem Zweiten Weltkrieg und verstärkt, seitdem ein Verteidigungsminister Struck das Völkerverteidigungsrecht von Deutschland an den Hindukusch völkerrechtswidrig outsourcte und damit ja sogar deutsche Soldaten zu Tode brachte, schlimmer als sinnlos, denn zum Schaden für den ­ganzen Planeten! Annette Weber, Landau