HypoVereinsbank für Übernahme

Von der Fusion von bayerischer Hypo Bank und bayerischer Vereinsbank hat sich die HypoVereinsbank nie erholt. Deshalb verliert sie jetzt ihre Unabhängigkeit

MÜNCHEN dpa ■ Die HypoVereinsbank HVB ist jetzt abhängig: Gestern stimmte der Aufsichtsrat der Bank einer Übernahme durch die italienische UniCredit zu. UniCredito bietet für die zweitgrößte deutsche Bank gut 15 Milliarden Euro in eigenen Aktien. Mit der Übernahme der HVB durch die Mailänder entstünde die neuntgrößte Bank Europas – mit einer Vormachtstellung in Osteuropa.

Da die Italiener an der Börse deutlich höher bewertet sind als die Deutschen, bedeutet dies 170 Jahre nach der Gründung der Hypo Bank und 136 Jahre nach der Gründung der Vereinsbank de facto das Ende der Unabhängigkeit für die HVB. In diese Fusion getrieben wurde die HVB vor allem, weil der Zusammenschluss von Bayerischer Vereinsbank und Hypo Bank im Jahr 1998 alles andere als eine Erfolgsgeschichte war.

„Ich hoffe, wir haben etwas daraus gelernt für den Zusammenschluss mit UniCredito“, sagt HVB-Aufsichtsrat Hanns-Peter Kreuser. Der Zusammenschluss war ein kostspieliger Prozess. „Man hätte diese Fusion nicht machen dürfen“, sagt einer, der damals dabei war. Die beiden Banken hätten sich strategisch nicht ergänzt, sondern Risiken angehäuft.

Beide Banken, vor allem aber die Hypo Bank, waren nach der Vereinigung stark in Ostdeutschland engagiert. Als die Immobilienmärkte dort in die Krise gerieten, standen die Banken mit massenweise faulen Krediten in den Büchern da. „Mit dem Klumpenrisiko sind sie nicht fertig geworden.“ Wegen hoher Abschreibungen auf Kredite und Beteiligungen machte die HypoVereinsbank in den vergangenen drei Jahren 6 Milliarden Euro Verlust.

Geahnt hatten die Probleme zum Zeitpunkt der Fusion einige. Dass es dennoch dazu kam, hatte mehrere Gründe. Einige vermuten, dass die Probleme bei der Hypo Bank so gravierend waren, dass der Zusammenschluss eine Art Auffanglösung war. Zudem hatten die Frankfurter Banken ein Auge auf die bayerischen Kreditinstitute geworfen, politisch war aber eine starke Bank im Freistaat erwünscht. Kurz nach der Fusion zu Deutschland zweitgrößter Bank deckte HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt (früher: Vereinsbank) Immobilienaltlasten in Höhe von 3,5 Milliarden DM im Bereich der Hypo Bank auf. Es folgte eine in der verschwiegenen Bankenbranche einmalige öffentliche Schlammschlacht zwischen Führungskräften der alten Institute.

Auch in Sachen Firmenkultur ist die HypoVereinsbank eine Warnung dafür, wie es bei UniCredito und HVB besser nicht laufen sollte. Die ehemaligen Hypo-Mitarbeiter fühlten sich gedemütigt. Bis heute spielt es in vielen Abteilungen eine Rolle, ob einer früher bei der Hypo oder bei der Vereinsbank war. „Da hat man sich zu lange mit sich selbst beschäftigt“, meint Kreuser.

Er sieht die Ursache dafür auch darin, dass sich zwei bayerische Konkurrenten zusammenschlossen. „Wenn der FC Bayern München und der TSV 1860 München fusionieren, ist das sicher schwieriger, als wenn sich der FC Bayern mit dem Hamburger SV zusammenschließt.“ Alle hoffen deshalb darauf, dass die Fusion mit UniCredito einfacher wird.

AXEL HÖPNER