„Die Anwendung von Brecht“

Am Anti-Kriegstag wird der Marktplatz Theater

ist Autor des Theaterstückes „Neues aus Mahagonny“ und Mitglied im Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD.

taz: Sie mögen kein bürgerliches Theater....

Thomas Schmitz-Bender: ... und erst recht keine Opern. Mit einer Ausnahme: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill.

Daraus ist jetzt Ihr Theaterstück „Neues aus Mahagonny“ entstanden.

Und zwar auf einer langen, ungestörten Straßenbahnfahrt. Der Text verhandelt vier Krisen. Eine normale kapitalistische Überproduktionskrise aus dem 19. Jahrhundert, die Weltwirtschaftskrise von 1929 samt deren Lösung: Adolf Hitler. Die dritte Krise ist ein Sonderfall, weil sie keine reaktionäre Lösung erfahren hat – jene von 1966, nach der die demokratische Zeit der BRD anbrach. Die vierte Krise ist die gegenwärtige, mit der Frage, wie die Lösung jetzt aussehen wird.

Wie ist Ihre These dazu?

Kapitalistische Krisen neigen dazu, reaktionär gelöst zu werden. Deswegen muss man alles tun, um zu verhindern, dass jetzt alle Rechten Nutznießer dieser Krise werden. Ich befürchte auch, dass die Bundestagswahl das rechte Lager stärkt, auch wenn die Stimmung bei den Leuten eher links ist. Aber die Leute sind so deprimiert, dass sie keinen Ausweg sehen. Aber die Wahlen im Saarland und in Thüringen geben einen gewissen Hoffnungsschimmer.

Ihr Stück will also mobilisieren und agitieren?

Ja. Aber es trotzdem kein normales Agit Prop-Stück und auch nicht nur eine Veranstaltung des Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD. Es arbeitet mit künstlerischen, auch drastischen Mitteln, aber auf der Straße. Es ist die Anwendung von Brecht auf heute. Interview: Jan Zier

17 Uhr, Marktplatz