Nuklearfirma gibt sich ein bisschen offen

NACHFORSCHUNGEN Landtags-Grüne und Atomkraftgegner fordern vom Braunschweiger Unternehmen Eckert & Ziegler detaillierte Auskunft über radioaktive Abfälle, die auf dem Firmengelände lagern

Die niedersächsischen Grünen drängen auf Aufklärung über das radioaktive Material, das bei der Braunschweiger Nukleartechnik-Firma Eckert & Ziegler verarbeitet wird. Das Unternehmen halte Informationen zurück, sagte gestern die Landtagsabgeordnete Gabriele Heinen-Kljajic. Die Listen über das Inventar seien nicht vollständig, nur zehn Prozent seien bislang veröffentlicht. Nach Angaben der Grünen-Politikerin lagern auf dem Gelände im Braunschweiger Ortsteil Thune rund 16.400 Gebinde mit radioaktivem Abfall. Seit 2001 seien dort fast 110.000 Abfallgebinde zur Behandlung angeliefert worden.

Auch die Braunschweiger Bürgerinitiative Strahlenschutz (Biss) pocht auf Veröffentlichung des Inventars. Die Firma und das niedersächsische Umweltministerium als Aufsichtsbehörde gäben immer nur das zu, was zuvor herausgekommen sei. Jetzt müsse offen gelegt werden, „was passiert eigentlich dort auf dem Gelände – und was findet dort künftig statt“.

Ende Februar hatte der Braunschweiger Stadtrat Pläne von Eckert & Ziegler gestoppt, den Firmenstandort im Ortsteil Thune auszubauen. Das Kommunalparlament verhängte eine Veränderungssperre für das Gelände. Kritiker hatten bemängelt, dass die Behandlung von Atommüll am Rande eines Wohngebietes erfolge und Strahlenwerte nicht korrekt gemessen worden seien. Eckert & Ziegler hatte zuvor Interesse an der Behandlung der aus dem Atommülllager Asse zu bergenden Abfälle bekundet.

Firmenchef Andreas Eckert weist den Vorwurf fehlender Transparenz zurück. Sämtliche umweltrelevanten Daten seien veröffentlicht und würden laufend aktualisiert, sachdienliche Informationen zudem auf Anfrage nachgeliefert, sagte er gestern. Als Industrieunternehmen, das dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sei, könne man öffentlich jedoch nicht sämtliche Details im Internet präsentieren.

Eckert sieht „ausschließlich wahltaktische Motive“ hinter den Anschuldigungen. Den Grünen liefen die Wähler davon, weil ihnen die Bundeskanzlerin mit dem Atomausstieg das Mobilisierungsthema genommen habe. „Verzweifelt stürzen sie sich jetzt auf jeden noch so absurden Strohhalm.“ REIMAR PAUL