brief des tages
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Grüner Wasserstoffimport?

„Schiefes Geschäft. Deutschland will grünen Wasserstoff aus dem windreichen Chile importieren“, taz vom 23. 6. 23

Diese Nahaufnahme ist gut gelungen, um die Dimensionen aufzuzeigen, die es für Chile hätte, Wasserstoff nach Deutschland/Europa zu liefern. Solange Chile nicht den Neoliberalismus amerikanischer Art überwunden hat, solange Norwegen und Kanada sich in den Buchten mit ihren widerlichen Lachsfarmen bedienen können, solange das schädliche Eukalyptusholz nach Europa für Toilettenpapier exportiert wird, solange in der Atacama-Wüste den Menschen durch den Kupferbergbau das Wasser abgegraben wird, solange den Schafbaronen weiter das ihnen geschenkte Land in Patagonien gehört, solange es keine Verfassung gibt, die Gerechtigkeit, Freiheit und Bildung und Demokratie garantiert – so lange wird es keinen nachhaltigen Wasserstoffexport nach Deutschland geben. Die auf indigenen Wurzeln basierenden Gemeinschaften würden durch die Wasserstoff-Industrialisierung wie seinerzeit durch die industrialisierte Schafzucht erneut zerstört werden: ökologisch, sozial, politisch. Europäische Firmen würden eben nicht für die Schäden belangt werden, die sie anrichten. Jeannette Kassin, Hamburg