LESERINNENBRIEFE
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Nützliche Projekte finanzieren

■ betr.: „Politik der Schlagbäume“, taz vom 5. 5. 12

Vor einiger Zeit wurde von Seiten der PolitikerInnen darauf hingewiesen, man wolle, um irreguläre Migrationsbewegungen gar nicht erst entstehen zu lassen, in den Herkunftsländern auf eine Verbesserung der Situation in diesen Ländern hinwirken. In dieser Hinsicht kann allerdings bisher nicht viel Effektvolles stattgefunden haben; stattdessen werden Milliarden Euro in immer neue Überwachungssysteme der Außengrenzen der EU investiert.

Wie viel nützliche Projekte könnten stattdessen mit diesem Geld in den Herkunftsländern entstehen, von einer Schaffung legaler Migrationswege ganz abgesehen.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Jeden Tag Zwangsbeschulung

■ betr.: „Mit voller Kraft in die Kita“, taz vom 2. 5. 12

Ohne eine Kita-Pflicht (die ja so von Frau Kraft nicht gemeint war) unterstützen zu wollen, verstehe ich den Aufschrei bestimmter Politiker nicht. Denn den „Anschlag auf die Freiheit“, den sie darin sehen, gibt es ja bereits in einem unglaublich übergriffigen Ausmaß: er findet jeden Tag in Form von Zwangsbeschulung statt.

WIEBKE BACHMANN, Berlin

Absolution ist voreilig

■ betr.: „Falsche Erregung“, taz vom 4. 5. 12

Die Absolution, die Ulrich Schulte Frau Schavan erteilt, ist doch wohl etwas voreilig.

Alles nur „kleinere Vergehen gegen akademische Regeln“? So lauteten auch die ersten Entlastungsversuche im Fall Guttenberg. Die Anzahl der Stellen auf Schavanplag, die zeigen, dass sich hier jemand ganz bewusst die Arbeit eigenen Formulierens erspart hat, ist eindrucksvoll und spricht für ein methodisches Vorgehen. Jetzt versteht man auch, warum Frau Schavan sich bei den bisher aufgedeckten Plagiatsfällen in Schweigen gehüllt hat. So jemand ist jedenfalls nicht länger als Wissenschaftsministerin tragbar.

THEODOR EBERT, Erlangen

Nur Bewegung hilft!

■ betr.: „Anti-Diät-Tag: Schwer belastet“, taz vom 5. 5. 12

Das Wort „Bewegung“ kommt einfach nicht vor, statt dessen „Diskriminierung“. Es gibt so viele Veröffentlichungen über den Jo-Jo-Effekt! Es müsste doch allgemein bekannt sein, dass nur Bewegung hilft! Treppensteigen (trotz Fahrstuhl), das Auto stehen lassen, Rad fahren, Schwimmen, Joggen – das hilft gegen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-, Stoffwechselerkrankungen und Übergewicht (und macht glücklich!).

Es ist nicht richtig, das Thema nur von einer Seite betrachtet darzustellen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Zivilisationskrankheiten – bedingt durch Bewegungsmangel – entsteht, ist immens.

Auch aus kulturhistorischer Sicht hätten Sie zumindest darauf hinweisen können, dass früher Frauen in Asien die Zehen verstümmelt worden sind, um zu dokumentieren: die brauchen nicht zu arbeiten und zu laufen – ein Zeichen von Wohlstand! Auch in Afrika ist es ein Zeichen von Wohlstand, dick zu sein, weil die Männer der dicken Frauen zeigen wollen, dass ihre Frauen nicht arbeiten müssen. Ich gehe nicht so weit, diesen Gedankengang auf fettleibige Beamte zu übertragen. NORBERT VOSS, Berlin