leserInnenbriefe
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Alibi-Gedenkstätte

betr: „Mehr Würde für Gestapo-Opfer“ taz nord vom 4. 7. 23

Die Stadt Hamburg und Ärztekammern ­haben im Gegensatz zur Stadt Köln, wo an zentraler vergleichbarer Stelle eine große NS-Dokumentationsstelle mit Ausstellungsräumen und vielen Mitarbeitern errichtet wurde, einen winzigen NS-Gedenkort geschaffen und finanziell mit Peanuts aufgefrischt. Im Erdgeschoss Gedenken an Nazi-Gefolterte im Keller und darüber Freuden im Luxushotel, an dem damit verbundenen Zynismus haben Nazis sicher ihre Freude. Die Alibi-Gedenkstätte sollte boykottiert werden, bis die Stadt Hamburg im Zentrum von Hamburg eine große NS-Gedenkstätte für die Opfer der Verbrechen der Gestapo wie in Köln schafft. Zum Hamburger NS-Gedenken im Peanuts-Format passt, dass Familienunternehmen aus der maritimen Wirtschaft, die massiven NS-Verstrickungen ihrer Firmen und Familien bis heute nicht von unabhängigen Historikern aufarbeiten und stattdessen die NS-Geschichte ihrer Firmen und Familien mit einigen wenigen wolkigen Sätzen in der Firmengeschichte umschreiben. Lindenberg, taz.de

Linke in der Defensive

betr: „Mölln auf der Kippe“ taz nord vom 30. 6. 23

Dass Rechtsextreme Linke in die Defensive drängen, hat etliche Ursachen. Einer dürfte sein, dass die politische Öffentlichkeit von Polizei und Justiz mit großem Nachdruck, den auch die AfD-Erfolgsserie verursacht, ganz andere Schwerpunkte als die Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalt verlangt. Ein anderer ist die De-facto-Privilegierung junger Erwachsener unter den rechtsextremen Gewalttätern, die oft – wenn nicht meist – nach Jugendstrafrecht verurteilt werden. Bei einer anderen Urteilspraxis wären die neonazistischen Mordbrandstifter von 1992 nicht längst wieder freigelassen worden, sondern jahrzehnte- oder lebenslang in Haft geblieben. Jürgen Kasiske, Hamburg

Nullsummenspiel

betr.: „Die Mietpreisexplosion kommt erst noch“

taz nord vom 26. 6. 23

Was für ein Fake. Es gäbe sicher statistische Methoden, um auch die teuren bis hochpreisigen privaten Wohnungen genau mit Stichproben zu erfassen und in die Berechnung einzubeziehen. Aber das war von allen Beteiligten nicht gewollt. Insgesamt ist die gesamte Sozialwohnungsbaupolitik der Bundesregierung ein potemkinsches Dorf, da das Ganze aufgrund der aus der Sozialbindung fallenden Wohnungen nicht viel mehr als ein Nullsummenspiel ist. Mehr als elf Millionen Bürger haben Anspruch auf eine Sozialwohnung. Nur 20.000 der anvisierten 100.000 Sozialwohnungen wurden bundesweit im letzten Jahr gebaut. Sich in Hamburg für günstige Wohnungen, die über dem Sozialwohnungsniveau liegen, in den Himmel zu loben, ist mehr als unredlich. Im Vergleich zu den achtziger Jahren fielen Hunderttausende Hamburger Sozialwohnungen aus der Sozialbindung. 50 Milliarden Euro bräuchte es für Sozialwohnungen bundesweit mehr. Doch die gibt es nicht, trotz Hunderttausender zugewanderter Ukrainer, die den Wohnungsmarkt zusätzlich verknappen. SPD Politik pur. Lindenberg, taz.de

Klimaresilienz bleibt Fehlanzeige

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

betr.: „Hitzeplan verschwitzt“ taz nord vom 22. 6. 23

Die Kritik an der Schläfrigkeit von Städten wie Bremen und Hamburg verdient leider ihre Berechtigung. Schließlich bleibt das urbane Megathema der Klimaresilienz von entscheidender Bedeutung für eine glaubhafte Klimaschutz-Gesamtstrategie. Wobei bei der größeren der beiden Hansestädte sogar erhebliche Rückschritte zu beobachten sind, wenn man nur einmal an die öffentlichen Trinkwasserspender denkt, die es vor Jahren schon einmal von „Hamburg Wasser“ im Sommer direkt vor dem Rathaus und in der City in der Spitalerstraße gegeben hat und die dann irgendwann wieder abgebaut und nie mehr neu errichtet wurden.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg