kurzkritik Liebestrank mit Tiefgang

Modernes Regietheater steht immer wieder im Brennpunkt pauschaler Publikumsschelte. Kann die Verlegung einer recht abstrusen Liebesgeschichte aus dem Landleben des frühen neunzehnten Jahrhunderts in eine modernistische Accessoireboutique mit Geschäftsführer und Angestellten funktionieren? Der junge Regisseur Philipp Kochheim, dessen Hofmanns Erzählungen in allerbester Erinnerung ist, gelingt das Kunststück, mit Gaetano Donizettis Der Liebestrank eine Slapstickkomödie mit zunehmendem Tiefgang hinzulegen, dass das Publikum seine helle Freude hat: Jubel am Oldenburgischen Staatstheater über eine detailverliebt pfiffige Regiearbeit, die auch den Kalauer nicht scheut. Geschenkt. Glänzend die SängerInnen, was bei den enormen Ansprüchen, die der Komponist stellt, keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Allen voran Daniel Behle und Anja Metzger. So viele Einzelgeschichten im Chor hat man lange nicht mehr gesehen und auch Erik Solèn weist mit der musikalischen Einstudierung nach, dass der einstmals weltberühmte Opernklassiker eine Menge zu sagen hat. Man muss nur wissen, wie. Ein mitreißender witziger Abend! Ute Schalz-Laurenze

Der Liebestrank, Oldenburger Staatstheater, nächste Aufführung am 17. Juni