Von den Briten lernen

In Newcastle/Gateshead ist zu betrachten, wie Kulturarbeit nach dem Aus als Kulturhauptstadt fortgesetzt wird

Bremen taz ■ Die Idee ist ihnen rasch nach dem Aus der Kulturhauptstadtsbewerbung gekommen: Eine Stadt zu besuchen, der es gelungen ist, trotz des Ausscheidens als Europäische Kulturhauptstadt Kultur als Motor für die Stadt zu sichern – Newcastle/Gateshead. Anfang Juni sind Gabriele Koch vom Theaterkontor, Claudia Wittrock von „Tanz Bremen“ und Susanne von Essen vom „Jungen Theater“ nach Großbritannien gereist, um einen Austausch zwischen den Städten zu etablieren.

Denn deren Ausgangssituation ähnelten sich, so die Reisenden, stark: Beides Arbeiterregionen im Umbruch, etwa eine halbe Million Einwohner, nur die Arbeitslosenquote ist in Bremen mehr als zehn Prozentpunkte höher. Und was ist die Erkenntnis dieser Reise? Dass man in Newcastle/Gateshead festhält an Kultur als identitätsstiftendem Faktor. Dass man 80 Millionen Euro dafür auszugeben bereit ist und trotzdem gerade eine neue Kinderbibliothek baut. Dass man glaubt, über die Touristen, die die jährlichen Kultur-Großveranstaltungen und die neue Kunsthalle anziehen sollen, neue Arbeitsplätze zu schaffen – langfristig 24.000.

Unbestimmt blieben ein paar numerische Details: Wie viel mehr Touristen seit dem kulturellem Neuanschub gekommen seien, wie hoch der Anteil der eingeworbenen Drittmittel im Budget sei. Augenscheinlich war die Reisegruppe weniger an Zahlen denn an etwas so schwer Greifbarem wie Atmosphäre und Selbstverständnis interessiert. Im Juli soll die Reise mit einer Bremer Delegation aus Politik, Wirtschaft und Kultur wiederholt werden. grä