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Loki Bartels und Lore Kuchenbecker über eine Lesung in der PhilharmonieDer ist ja auch ein Türke!

Der große Saal ist gefüllt. Überall gespannte Kindergesichter, die Vorfreude ist in der ganzen Halle zu hören. Das Orchester betritt die Bühne, kurz darauf auch der tunesisch-österreichische Schauspieler ­Elyas M’Barek, der aus Filmen wie „Fack ju Göhte“ bekannt ist. Das Klatschen will nicht mehr enden. Und einer der Jungs ruft begeistert: „Der ist ja auch ein Türke!“

Diese Szene bietet sich am Dienstagvormittag in der Philharmonie, denn die Beckerner Stiftung holt ihr „Elbphikinder“-Projekt erstmals nach Berlin. Fernseh-Moderator Johannes B. Kerner gründete 2011 mit seiner Frau Britta Becker die Stiftung zur Förderung der Jugend.

Seit 2019 organisiert die Stiftung jährlich ein Konzert in der Elbphilharmonie, damit „so viele Kinder wie möglich Zugang zu klassischer Musik bekommen“, erklärt Stiftungsmitarbeiterin Karin Nevedahm der taz. Um die Klassik noch weiter zu verbreiten, findet das „Emil und die Detektive“-Konzert dieses Jahr auch in der Hauptstadt statt. Rund 2.200 Kinder aus 18 Berliner Schulen finden heute Platz in der Philharmonie. Darunter auch einige Willkommensklassen, in denen geflüchtete Kinder lernen. Die Viert- bis Sechstklässler wirken gespannt, für viele ist es vielleicht das erste klassische Konzert.

Genau das ist das Ziel der Beckerner Stiftung. Die Zuschauer werden von der Stiftung direkt eingeladen, wobei auf Diversität in der Auswahl geachtet wird, denn einer der Vorsätze der Stiftung ist es, junge Menschen unabhängig von ihrer „Herkunft, Nationalität und Religion“ zu fördern. Deshalb ist das Konzert kostenlos, um auch Kinder ohne finanzielle Sicherheit zu inkludieren. Die Stiftung wird durch Spenden finanziert, mit denen sie auch Sportvereine bei Reisen unterstützen.

Elyas M’Barek liest, begleitet vom Orchester, eine Kurzversion des Bestsellers von Erich Kästner vor. Dabei bezieht er die Kinder immer wieder mit ein, durch Fragen wie: „Was würdet ihr an Emils Stelle tun?“. Die Kinder sind begeistert! Und als am Ende ein Paar Kinder selbst dirigieren dürfen und das Orchester den Welthit „Wellerman“ anstimmt, kann sich kaum ein Kind mehr auf den Plätzen halten.

Lächelnd winken die Kinder Elyas zu, als er die Bühne verlässt. Kurz darauf entsteht ein fröhliches Gewusel. So belebt war der große Saal der Philharmonie sicher lange nicht mehr.

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