BANKENFUSION: NUR POLITISCHE REGULIERUNG GARANTIERT WETTBEWERB
: Wertlose Schnäppchen

Folgt nach dem Ausverkauf der zweitgrößten deutschen Bank an eine italienische Ex-Sparkasse nun der Ausverkauf des Finanzplatzes Frankfurt? Wird die Deutsche Bank nach Luxemburg verscherbelt und die Dresdner Bank – Stichwort Globalisierung – nach Honolulu? Schließlich sind Deutschlands Geldgiganten an der Börse nicht viel wert.

Die HypoVereinsbank ist doppelt so groß wie der freche Aufkäufer aus Mailand, aber die Aktien des deutschen Geldhauses kosten nur halb so viel wie die der Italiener. Selbst die Deutsche Bank ist mit einem Börsenwert von 35 Milliarden Euro ein erschwingliches Schnäppchen verglichen mit der Schweizer UBS (71 Milliarden Euro), der schottischen Royal Bank of Scotland (75) oder gar der britischen HSBC (142).

Die Angst der Politiker vor dem Ausverkauf ist so populär wie unbegründet. Hiesige Banken sind im internationalen Vergleich unrentabel und niemand will sie ernsthaft besitzen. Durch die Konkurrenz von Sparkassen und genossenschaftlichen Volksbanken und dank grandioser Managementfehler müssen sich die Großbanken bei ihrem Privatkundengeschäft mit bescheidenen Profitraten zufrieden geben. Die marode Hypo-Bank reizte die italienische Erfolgsbank nur aus strategischen Gründen. Unicredito will das wachstumsstarke EU-Dreieck Norditalien, Österreich, Süddeutschland schließen und im lukrativen Boommarkt Osteuropa die Nummer eins werden. Die preiswerte Hypo-Bank passte da vorzüglich ins Konzept.

Der Ausverkauf deutscher Banken wird ausbleiben. Den Marktzutritt, etwa zu den Reichen, verschaffte sich UBS auch ohne Großeinkauf. Trotzdem dürfte Ökonom Rudolf Hickel Recht behalten, wenn er nun eine gegenseitige Durchdringung Europas erwartet. Die größte Bankenfusion in der EU könnte den Auftakt zu einer Welle von Zusammenschlüssen geben. Über ein Jahrzehnt nach dem Startschuss zum EU-Binnenmarkt sind darauf aber weder Politik noch Kartellbehörden oder Finanzaufsicht wirklich vorbereitet. Zu fordern ist eine bessere politische Regulierung, die fairen Wettbewerb und Stabilität der Finanzmärkte sichert und ein Quasi-Monopol in Osteuropa verhindert.

HERMANNUS PFEIFFER