brief des tages
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Die Stufenleiter der Armut

„Der Lohn der Arbeit“, taz vom 19. 6. 23

Strafgefangene gehören zum ärmeren Teil der Bevölkerung in diesem Land – ideell und finanziell. Viele von ihnen sind oft jahrelang ihrer Freiheit beraubt. Manche müssen dann auch noch für einen Lohn von € 1,78 pro Stunde arbeiten. Dabei ist allerdings für ihre Grundbedürfnisse von Nahrung, Kleidung und Wohnung bereits gesorgt. Der Verdienst durch die Arbeit dient hier der Erfüllung zusätzlicher Wünsche. Laut eines Berichtes des Auswärtigen Amtes leben 897 Millionen Menschen weltweit in extremer Armut mit einem Einkommen – wenn überhaupt – von weniger als $ 1,90 pro Tag, das ist kaufkraftbereinigt ein Tagelohn von rund 2 Euro. Täglich sterben Tausende an Hunger weil sie zu wenig oder gar kein Einkommen haben. Wir akzeptieren, dass Millionen Menschen auf dieser Erde auf Plantagen, in Fabriken und in den Minen mit einem Tageslohn unter 1.90 Euro für unseren Wohlstand schuften – während wir uns überlegen ob eine Erhöhung des Stundenlohns für Strafgefangene in Deutschland deren Situation grundlegend verbessern würde. Dies könnte eher dann geschehen wenn ein Teil der Arbeitszeit für Strafgefangene für Aus- und Weiterbildung genutzt würde. Mark Spoelstra, Freinsheim