meinungsstark
:

„Machina sapiens“

„Der Traum von der Gesellschaft als militärisch organisierter Riesenmaschine. Das Problem ist nicht ihre übermenschliche Intelligenz. Der Glaube an die Allmacht künstlicher Intelligenz könnte den Weg in einen Faschismus der Maschinen ebnen“, taz vom 19. 6. 23

Autor Lukas Franke kritisiert in seinem Essay den Begriff der Künstlichen Intelligenz. Er sieht in den Algorithmen vor allem mit Rechenleistung aufgepeppte Stochastik und die Gefahr, dass wir in einem „vulgärmaterialistischen“ Menschenbild keinen Unterschied mehr machen zwischen Maschinen und Menschen. Wer gerne Klassiker der Soziologie liest, wird in Herbert Marcuses „Der eindimensionale Mensch“ aus dem Jahr 1964 nachlesen können, wie wir uns als Menschen bereits vor dem Computerzeitalter gegenseitig zu bloßen Funktionen in entseelten Prozessen herabwürdigten. Prozesse sind aber genau das, was Computer gut können.

Mein zweiter Lesetipp ist die Dystopie von der „Machina sapiens“ des Medizinhistorikers Kazem Sadegh-Zadeh von der Universität Münster. Sadegh-Zadeh beschrieb, wie eine Symbiose aus Software, markwirtschaftlichen Prozessen und der Biosphäre zu einer weltweiten „Globalmaschine“ evoluiert. Innerhalb dieses Global Brain wird der Mensch zu einem „Cybersaprobionten“, einem Fäulnisbewohner der Maschinenwelt degenerieren. Franke, Marcuse und Sadegh-Zadeh fordern uns dazu auf, unsere Bedürfnisse neu zu überdenken, die zweite Dimension im Menschsein zu entwickeln, Visionen und Freiheiten auszuloten, die nicht so leicht von Konsumartikeln, Geschäftsmodellen oder KI befriedigt werden können.

Wenn ich durch meine Heimatstadt gehe und so zuschaue, was die Menschen dort treiben und was sie mit ihrem Geld anfangen, ist das vielleicht schwerer, als man zuerst denken mag. Gunter Heim, Aachen

Waldbrände. Kriegsbrände

„Unsere Betten brennen, während wir schlafen“,

taz vom 9. 6. 23

Abgesehen davon, dass Waldbrände schon von jeher menschengemacht waren (Brandstiftung hauptsächlich aus wirtschaftlichen Hintergründen), spielten Brände durch Selbstentzündung bislang keine nennenswerte Rolle.

Aber wie sieht es mit dem Ukrainekrieg aus? Wie viele Umweltschäden verursacht eine Mörsergranate, tausende von Granaten pro Tag? Wie viel Umweltschaden richtet eine Bombe an – eine Rakete, ein brennender Panzer, Hubschrauber, Flugzeuge? Zig davon pro Tag? Sollte das nicht unsere Aufmerksamkeit endlich auch im Hinblick auf die Umwelt auf sich ziehen? Peter Cremer, Düsseldorf

Mehr als eine „Sünde“ …

„Club Deutscher Umweltsünder“, wochentaz vom 10. 6. 23

Ich habe ein Problem mit dem Begriff Umweltsünder. Sünden kann man per Definition durch einen Geldbetrag (Ablass) oder durch Murmeln von ein paar Vaterunser aus der Welt schaffen, was mit Umweltverschmutzungen bis hin zu Umweltstraftaten nur bedingt möglich ist.

Hartmut Krollmann, Düsseldorf

Mensch und Wolf fressen gern Schaf

„Demo gegen Wölfe. In Ostfriesland protestieren Tausende Menschen gegen die Rückkehr der Tierart. Sie fürchten um die Haltung etwa von Schafen auf Weiden und Deichen“,

taz vom 12. 6. 23

Ich kann einfach nicht verstehen, warum es nicht möglich ist, eine kultivierte Lösung für ein mögliches Nebeneinander von Wolf und Mensch zu finden, wenn man sich mal ver­gegenwärtigt, dass es nicht der Wolf ist, der die meisten Schafe tötet, sondern der Mensch. Außerdem hat bisher noch kein Wolf einen Menschen getötet. Zudem sind es die Jäger, die die meisten Wildtiere töten.

Würden sie dem Wolf nicht seine Nahrung vor der Nase wegschießen, dann könnte er auch die Weidetiere in Frieden lassen. Anja Hallermann, Wolfenbüttel