brief des tages
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25 Jahre EZB – hurra?

„Teuerung weniger stark“, taz vom 1. 6. 23

Zeitungsleser werden derzeit mit Berichten zum 25jährigen Jubiläum der Europäischen Zentralbank (EZB) überhäuft – oftmals im Stile von Hurra-Clubs. Dass die Deutschen für diese Institution und den damit verbundenen Euro ihre megastabile D-Mark opfern mussten, scheint nur noch wenige zu interessieren. Am Ende war dies wohl der wirkliche Preis der deutschen Wiedervereinigung: Ohne Euro kein Zusammenschluss der alten BRD mit der DDR. Das hätten sicher nur wenige gewollt. Doch der deutsche Export in andere Euro-Länder ist durch den Euro von 46 auf 37 Prozent gesunken. Der Steuerzahler haftet für Schulden von Krisenländern. Eine starke Währung wie die DM zwang die Industrie, produktiver und innovativer zu werden. Nicht nur ein horrender Preisschub für den Verbraucher war die Folge der Währungsumstellung. Mit der Banken- und Schuldenkrise begann eine beispiellose Talfahrt der Zinsen bis hin zu einer Minuszinspolitik, die eine weitere massive Entwertung des Geldes zur Folge hatte. Die EZB griff viel zu spät mit zu niedrigen Zinsen ein. Die negative Krönung der Währungspolitik der EZB: die sogenannten Anleihekäufe. Der Euro selbst ist also alles in allem ein Teuro. Claus Reis, Schwabach