brief des tages
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Europäische Unternehmen

„Mehr Menschenrechte entlang der Lieferkette, taz vom 02. 06. 23

Aha, das EU-Lieferkettengesetz wird also mit seinen Standards Schule machen. Ob die Ar­bei­te­r*in­nen an den Nähmaschinen tatsächlich die Fortschritte für ihre Individuelle Lage schätzen werden, wie behauptet wird, ist keineswegs gewiss. Dieses Gesetz kratzt nämlich allenfalls an der Oberfläche. An den Strukturen der einseitigen und ausbeuterischen Handelsbeziehungen zwischen dem Globalen Süden und dem Norden ändert es rein gar nichts. Was nützt ein Lieferkettengesetz, wenn die Länder des Nordens zur Aufrechterhaltung ihres umweltzerstörerischen Wachstums und ihrer Gier nach Rohstoffen weiterhin ungebremsten Extraktivismus und Ausplünderung des Südens betreiben? Diesen Zusammenhang blendet der Kommentator leider völlig aus. Also, jetzt einfach die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen, den arbeitenden Menschen im Süden wird es künftig besser gehen; denn die Konzerne aus den kapitalistischen Zentren werden nun freiwillig die Lieferketten-Standards zu ihren Normen erheben, weil es ihnen zum Vorteil gereicht. Das ist reines Wunschdenken.

Peter Lessmann-Kieseyer, Köln