sieben sachen
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Martin Riches: Archipel 2017 Foto: Sergio Gridelli

Der Ursprung der Stimme

Die menschliche Stimme ist schwer zu fassen. Geformt durch ein komplexes Organ, befindet sie sich immer zugleich innerhalb und außerhalb des Körpers. Als Schwingung kann sie physisch erfahrbar und unmittelbar erlebbar erlebt werden. Eine Ausstellung zeigt fünf Positionen der Klangkunst, die sich Stimme von ihrem Ursprung bis hin zu ihrem langsamen technischen Verstummen widmet.

Stimme erleben: Apparaturen – Maschinen – Aggregate, Galerie Nord, Turmstraße 75, 17. 6.–19. 8., Eröffnung: 16. 6., 19 Uhr, Eintritt frei

Ausschnitt aus einem Comic von Vivianna Maria Stanislavska  Foto: Vivianna

Frische Comics

Unberechenbar, oft grotesk, manchmal melancholisch ist die Sicht auf Politik, Kultur und Alltag, die Comics in der Le Monde diplomatique preisgeben. Eine Ausstellung feiert das Erscheinen des vierten Comicbandes, der im Berliner Verlag Reprodukt erscheint.

Die große Salatschüssel des Lebens: Galerie neurotitan, Rosenthaler Str. 39, Vernissage 16. 6., 18 Uhr, bis 8. 7., Eintritt frei

Startet eine Europatounee: Ustad Noor Bakhsh Foto: Promo

Meister seines Spielzeugs

In der Region Belutschistan am Indischen Ozeans, an der Grenze zu Afghanistan aufgewachsen, erlernte der heute 80-jährige Noor Bakhsh ein ungewöhnliches Saiteninstrument mit Tasten, in seiner Heimat „Benju“ genannt. Ursprünglich ein Spielzeug, fand es einst seinen Weg von Japan nach Pakistan. Gemeinsam mit dem Musikethnologien Daniyal Ahmed hat er sein digitales Debütalbum „Jingul“ aufgenommen – es ging viral und wurde von der Kritik gefeiert. Nun ist er in Berlin zu Gast.

Jugend[widerstands]museum, Rigaer Str. 9–10, 22., 6., 19.30 Uhr

BÄR, Farblithographie, Frédéric Krauke Foto: Frédéric Krauke

Über das Wilde

Die frühen fast altmeisterlichen Zeichnungen, Radierungen und Lithografien von Frédéric Krauke beschreiben das bedrohliche Grauen um uns – in expressiven Körpern, menschlichen und tierischen Torsos, Gewalt, extremen Emotionen, bizarren Welten. Diese Bilder setzte er später in Performances um, wird selbst zum gefesselten, gehängten Torso, gräbt sich nackt sein Grab, geht an die existen­ziellen Grenzen des Seins. An der Deutschen Oper setzen Arne Gieshoff und Franziska Angerer gemeinsam mit dem Künstler nun die Erzählung „An das Wilde glauben“ von Nastassja Martin über die Begegnung mit einer „Bär*in“ als Musiktheaterstück um.

Bär*in: Deutsche Oper, Tischlerei, ab 21. 6., 20 Uhr, 20 Euro

War ebenfalls schon im Forum der Berlinale zu sehen: „Premières Solitudes“ (2018) Foto: Arsenal

Aspekte der Realität

Die französische Filmemacherin Claire Simon hat bei der diesjährigen Berlinale mit ihrer Doku „Notre Corps“ Furore gemacht. Doch ist ihr umfangreiches Œuvre hier kaum bekannt. Das Arsenal würdigt sie mit einer Auswahl ihrer Filme, die stets Aspekte der Realität erforschen. Am Eröffnungswochenende ist sie an allen Abenden zu Gast.

Formen des Realen: 16.–30. 6., Kino Arsenal

Im musikalischen Austausch: Johannes Schleiermacher und Marja Burchard  Foto: Promo

Im Ryhthmus schwingen

Embryo, Gunter Hampel, Express Brass Band, Andromeda Express Mega Orchestra oder Training sind einige ihrer Referenzen: Zur letzten Ausgabe in der Reihe „Audiovisionen“ vor der Sommerpause kommen mit Marja Burchard und Johannes Schleiermacher zwei junge Legenden in die Zwingli-Kirche, um an Orgel, Gongs, Saxophon und Buchla Modular Synthesizer den Ort und seine Gäste zum Schwingen zu bringen.

Zwingli-Kirche, Rudolfstr. 14, 22. 6., 10 Uhr, 10/6 Euro

taz-Kollege Ulrich Gutmair Foto: Stefanie Neumann

Die Geschichte einer Welle

Ende der 70er Jahre empfahlen Intellektuelle eine „deutsche Identität“ – junge Punks wollten sich lieber neu erfinden. Gabi Delgado-Lopez antwortete auf die Überfremdungsangst der Mehrheitsgesellschaft satirisch: „Wir sind die Türken von morgen.“ Eine „Neue deutsche Welle“ bezog sich ausdrücklich auf die Sprache, nicht das Land. Künst­le­r*in­nen machten sich über alte und neue Nazis lustig, junge Frauen gründeten gegen den Widerstand breitbeiniger Männer Bands und sangen munter über ihr Begehren, Styles und Texte reflektierten Geschlechterrollen und propagierten eine spielerische Form von Queerness. Ulrich Gutmair zeigt in seinem Buch, wie Popkultur funktioniert und wie sie mit der Geschichte des deutschsprachigen Raums verwoben ist.

Wir sind die Türken von morgen: Lesung und Konzert mit MIR Express & Nebel3000, Ausland, Lychener Str. 60, 18. 6., 19 Uhr