Lichtblick wechselt Chef aus

ENERGIE Das Geschäft mit Minikraftwerken für zu Hause läuft beim größten deutschen Ökostromanbieter schleppend. Jetzt soll der Unternehmensgründer zurück an die Spitze und für Visionäres sorgen

FREIBURG taz | Beim größten deutschen Ökostromversorger, der Hamburger Lichtblick AG, gibt es einen Führungswechsel: Der Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzende Heiko von Tschischwitz wechselt nach dreieinhalb Jahren wieder zurück an die operative Unternehmensspitze und löst Christian Friege ab. Lichtblick versorgt derzeit mehr als 600.000 Kunden, beschäftigt 440 Mitarbeiter und erzielte 2011 einen Umsatz von 625 Millionen Euro.

Hintergrund der Personalie seien „unterschiedliche Ansichten zur strategischen Ausrichtung“, teilte das Unternehmen mit. Beobachter vermuten, dass der Wechsel Ausdruck einer wieder stärker auf langfristige Visionen ausgerichteten Unternehmenspolitik ist. Lichtblick spricht von einer tiefgreifenden Transformation, weg von konventionellen Großkraftwerken, hin zu umweltfreundlichen, dezentralen und miteinander vernetzten Energieerzeugungsformen, die es zu bewältigen gelte. Für diesen Wandel erscheint den 10 Aktionären, überwiegend Hamburger Kaufleuten, von Tschischwitz offenbar als der geeignetere Kandidat.

10.000 Kraftwerke

Mit dem schleppend laufenden Geschäft mit den sogenannten Zuhausekraftwerken habe der Führungswechsel aber nichts zu tun, heißt es aus dem Unternehmen. Lichtblick war vor knapp drei Jahren angetreten, mit Blockheizkraftwerken (BHKW) aus dem Hause Volkswagen den Energiemarkt aufzumischen: Die Kleinkraftwerke werden in privaten Heizungskellern installiert und zentral von Hamburg aus gesteuert; „Schwarmstrom“ nennt Lichtblick das Prinzip auch. Mit bislang 450 installierten Anlagen blieb das Unternehmen aber deutlich hinter den eigenen Plänen zurück, was einerseits an oft individuellen Problemen in den Heizungskellern lag, andererseits hätten aber auch die Netzbetreiber mitunter Steine in den Weg gelegt, klagt Lichtblick. Das Ziel, mittelfristig 10.000 Anlagen jährlich aufzubauen, bleibe aber bestehen.

Verbesserungen für die gesamte BHKW-Branche soll unterdessen eine Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes bringen. Das sollte ursprünglich am heutigen Donnerstag im Bundestag verhandelt werden, wurde aber kurzfristig von der Tagesordnung genommen. Wie aus Regierungskreisen verlautete, war der Grund reichlich banal: Wirtschaftsminister Philipp Rösler will selbst zu dem Gesetz sprechen, ist aber verhindert.

BERNWARD JANZING