Harburg verdaut Phoenix

STADTPLANUNG Mit zwei großen Einkaufszentren ist die Ladenfläche in Harburg sprunghaft gewachsen. Das entsprechende Kalkül ist offenbar aufgegangen

Die Lüneburger Straße litt an Billigheimern und ungepflegtem Äußeren

Die Krise der Harburger Fußgängerzone ist ausgestanden. Diesen Eindruck erweckten Geschäftsleute, als sie am Donnerstag das Fazit von drei Jahren Business Improvement District (BID) Lüneburger Straße vorstellten. Die Straße hat den Schock von 60 Prozent mehr Ladenflächen verkraftet, die ihr vor zehn Jahren mit zwei neuen Einkaufszentren zugemutet wurden. Nicht zuletzt wegen der Kooperation der Immobilienbesitzer und Händler scheint es aufwärts zu gehen.

Ein Gutachten im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde hatte im Jahr 2000 festgestellt, dass Harburg seiner Funktion als Großstadt nicht gerecht wird und zu wenig Einzelhandel auf sich zieht. Die Geschäftsstraßen drohten zu veröden, wenn Harburg der Konkurrenz aus dem Umland nichts entgegensetze, befürchtete die SPD. Gutachter schätzten, dass der Stadtteil 50.000 Quadratmeter mehr an Einzelhandelsfläche vertragen könnte – damals gab es 64.000.

Politik und Verwaltung legten los: 2002 und 2004 eröffneten die Harburg Arcaden mit 13.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und das Phoenix-Center mit knapp 27.000 Quadratmetern. Die beiden Center liegen an den entgegengesetzten Enden der Fußgängerzone Lüneburger Straße. Doch das Kalkül, die Zentren würden sich und die Fußgängerzone befruchten, schien nicht aufzugehen. Den Arcaden fehlte Nachfrage. Die Lüneburger Straße litt an einem Schmuddel-Image: an Billigheimern und einem ungepflegten Äußeren.

Die Fußgängerzone tat sich in der Konkurrenz mit den Centern schwer. Ein Manager tüftelt dort den Branchenmix aus und sorgt für die Werbung. Um dem zu begegnen, können Städte seit einigen Jahren BIDs einrichten: Wenn sich nicht mehr als 30 Prozent der Grundeigentümer querstellen, können alle zu einer Abgabe herangezogen werden, mit der ein Management für ihre Einkaufsstraße finanziert wird. Dazu gehören auch Investitionen in den öffentlichen Raum.

Mit einem Budget von insgesamt 550.000 Euro wurde der BID Lüneburger Straße seit 2009 aufgehübscht und beworben: Die Geschäftsleute legten Beete an, vergrämten die Tauben und rüsteten die Weihnachtsbeleuchtung auf; sie organisierten Feste und ließen für die x-te Bäckerei lieber ein Schmuckgeschäft einziehen. Auch der Bezirk hat in die Straße investiert.

Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. „Wir sehen eine Trendwende bei den Zahlen“, sagte die Grundeigentümerin Sandra Pachmann-Alvarez. Das geht auch Lühr Weber so, der zwei Apotheken betreibt. „Die Kundenfrequenz steigerte sich im zweistelligen Bereich“, sagte er. Heiner Schote von der Handelskammer dämpft die Euphorie: „Die Ausstrahlung auf die Lüneburger Straße ist noch immer nicht so stark wie erhofft“, sagt er. Die Grundeigentümer wollen den BID weiterführen. Sie haben mit der Trägerfirma Konsalt eine Übergangslösung vereinbart, bis ein neuer förmlicher BID eingerichtet werden kann. KNÖ