Putin kommt nicht zum G-8-Gipfel

USA/RUSSLAND Als Grund für die Absage vermuten Beobachter Streitigkeiten mit der US-Regierung. Russische Experten wiegeln ab und verweisen auf formale Gründe. Überzeugend klingt das jedoch nicht

WASHINGTON afp | Nach US-Kritik am Umgang mit der Opposition in seinem Land hat der neue russische Präsident Wladimir Putin seine Teilnahme am G-8-Gipfel in den USA abgesagt. Putin habe US-Präsident Barack Obama informiert, dass er nächste Woche nicht am Treffen der acht führenden Industriestaaten in Camp David teilnehmen könne, teilte der Kreml am Donnerstag mit. Beobachter werteten die Absage als Zeichen für Spannungen mit der US-Regierung.

Der Kreml begründete die Absage damit, dass Putin dann vermutlich noch mit der Regierungsbildung beschäftigt sein werde. Stattdessen solle Ministerpräsident Dmitri Medwedjew zum Treffen auf dem Landsitz des US-Präsidenten in Maryland reisen. Der Kreml bestätigte damit eine Erklärung des Weißen Hauses. Putin und Obama werden sich nun erst am 18. und 19. Juni am Rande des Gipfels der Industrie- und Schwellenländer (G 20) in Mexiko treffen.

Obama habe für die Entscheidung des Kremlchefs „Verständnis“ geäußert, hieß es vom Weißen Haus und dem Kreml. Maria Lipman von dem Carnegie Moscow Centre sagte aber, die Begründung der Absage sei „kaum überzeugend“. „Putin zeigt starkes Misstrauen gegenüber den USA und es besteht die Gefahr, dass es nicht verschwindet“, sagte Lipman.

Der Kreml-Wirtschaftsberater Arkadi Dworkowitsch bestritt, dass die Absage etwas mit der US-Regierung zu tun habe. Dworkowitsch erklärte im Radio, es gebe das „formale Problem“, dass der Präsident in Russland für die Ernennung des Kabinetts verantwortlich sei. Putin war am Montag als Präsident vereidigt worden. Einen Tag später wählte das Parlament Medwedjew zum Ministerpräsidenten.

Das Verhältnis zwischen Moskau und Washington ist angespannt. Putin hat den USA wiederholt vorgeworfen, die Opposition zu unterstützen. Die US-„Regierung ihrerseits äußerte sich immer wieder besorgt über den Umgang mit Kreml-Kritikern. Am Dienstag zeigte sie sich „beunruhigt“ über die Festnahme von Oppositionellen, die gegen die Amtseinführung Putins protestiert hatten.