HAMBURGER SZENE VON MAXIMILIAN PROBST
: Ja, ich kann

Es war einer dieser Tage, an denen ich nicht wusste, wohin mit all der Kraft, wohin mit all der Begeisterung über mich selbst. Ich warf mir einen Pullover um die Schultern, die Tür ins Schloss und mich in den Lichtstreif der Straße. Öffentlichkeit, Bühne, das war’s, was ich brauchte, die Blicke der Vorübergehenden, die mich bestätigen, und mir zugleich etwas abnehmen konnten von meinem gewaltigen Glauben an mich.

Meine Beine schritten dabei so energisch aus, dass ich ihnen hinterherlaufen musste. Nur manchmal hielt ich inne, nicht, weil ich nicht mehr konnte, sondern um mich zu schütteln, so tief drangen die Worte, die ich unermüdlich murmelte, in mich ein: „Ja, ich kann.“ Und was nicht alles. „Ja, ich kann.“ Ich glaubte es so sehr, dass ich es wusste, und wusste es so sehr, dass ich es konnte. Ich. Es. Alles.

In diesem Bewusstsein setzte ich mich in ein Café. Zwei meiner Finger riefen schnippisch nach der Karte. Kaum hatte ich sie in der Hand – „ich bin ein Entscheider“, stieß ich zwischen den Zähnen hervor – wusste ich schon was ich wollte. Nicht lang gefackelt, „den Matjes, bitte“, sagte ich, den Matjes, der zuoberst auf der Karte stand, und weil’s so schön war, warf ich der Kellnerin noch mein „ja, ich kann“ hinterher. Da drehte sie sich um, und sagte, unendlich gedehnt, wie mir schien: „Ja, du kannst. Und zwar mich. Und zwar mal.“