Am Leid verdient

Amtsgericht verurteilt Bulgaren, der einen verkrüppelten Landsmann betteln schickte und ihm das Geld abnahm

Dimitri M. arbeitet jetzt auf eigene Rechnung. Vasil P., bei dem er bisher sein erbetteltes Geld abliefern musste, sitzt seit Ende April in Untersuchungshaft und wird nun nach Bulgarien ausgewiesen. Das Amtsgericht hat den 37-Jährigen gestern zu einer Bewährungsstrafe wegen räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Bei einem Streit um Geld hatte der Bulgare den schwer behinderten Landsmann geschlagen und verletzt.

Der Angeklagte hatte den am Fuß verkrüppelten Dimitri M. in dessen Heimatdorf angeworben, in Deutschland Geld durch Betteln zu verdienen. „Es hatte sich herumgesprochen, dass man mit einem Invaliden mehr Geld verdient“, bekannte der Angeklagte vor Gericht. Er selbst organisierte Reise und Unterkunft, den Gewinn wollten die Männer teilen. In Hamburg angekommen, war ihr Verhältnis aber schnell alles andere als kollegial: Vasil P. holte Dimitri M. nach Geschäftsschluss in der Mönckebergstraße ab, dann gab es Essen aus der Mülltonne. Das Geld musste der Bettler sofort abliefern. Nachdem die beiden Männer zunächst in einem Hotel gewohnt hatten, fand Vasil P. ein Quartier in einem schmutzigen Hinterhof ohne Wasser, Heizung oder Strom. Immer wieder fragte Dimitri M. nach seinem Geld, bis es dann am 17. April zur tätlichen Auseinandersetzung kam.

„Eine Ausbeutung der ganz besonders miesen Art“ hat Vasil P. dem Staatsanwalt zufolge begangen. Dieser deutete an, dass er ein Netzwerk aus Hintermännern vermutet, die mit verkrüppelten Menschen Geschäfte machen. Dennoch plädierte er auf einen „minder schweren Fall“, weil der Angeklagte aus eigener wirtschaftlicher Not gehandelt habe. Das erkannte auch das Gericht an: Vasil P. habe sich strafbar gemacht, weil er den gemeinsamen Plan nicht so durchgeführt habe, wie er Dimitri M. versprochen hatte. Elke Spanner