Die CDU will nicht länger strahlen

KRÜMMEL In Hamburg fordern Christdemokraten erstmals die Stilllegung eines Atomkraftwerks

Es ist eine echte Kehrtwende. Hamburgs Christdemokraten werden am heutigen Mittwochabend im Landesparlament dafür stimmen, dem Atomkraftwerk Krümmel den Stecker rauszuziehen. „Eine Wiederinbetriebnahme würde für die Stadt Hamburg und ihre Umgebung ein unkalkulierbares Risiko darstellen“, heißt es in einem Antrag der schwarz-grünen Koalitionsfraktionen für die Sitzung der Bürgerschaft. Wahrscheinlich wird er einstimmig von allen vier Fraktionen beschlossen werden.

In Frage gestellt wird „die Zuverlässigkeit von Vattenfall als Betreiber“ des Meilers sowie die Möglichkeit grundlegender Reparaturen: „Bei Zweifeln am weiteren sicheren Betrieb muss das AKW Krümmel dauerhaft stillgelegt werden.“ Zustimmung signalisiert die oppositionelle SPD. Der Wortlaut sei „offenbar der kleinste gemeinsame schwarz-grüne Nenner“, vermutet Umweltpolitikerin Monika Schaal, denn die CDU im Bund fordere ja längere Laufzeiten für Atomreaktoren.

Der Vorstoß von CDU und Grünen ist formal ein Änderungsantrag zu einer Vorlage der Linkspartei. Die fordert etwa wolkig formuliert den Senat auf, zur Abschaltung des Atommeilers „auf Landes- und Bundesebene sämtliche zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen“.

Etwas größer sind da die Möglichkeiten des Landtags in Schleswig-Holstein. Er wird auf Antrag der Grünen in der nächsten Woche vermutlich mit den Stimmen von SPD, Grünen und SSW die Stilllegung des Reaktors fordern. Das Atomkraftwerk bei Geesthacht untersteht der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht. Krümmel ist nach einem Kurzschluss seit dem 4. Juli abgeschaltet. Der Meiler war erst 15 Tage zuvor nach fast zweijähriger Reparatur wieder angefahren worden. SVEN-MICHAEL VEIT