WAS MACHT EIGENTLICH ... Claus Peymann?
: Das Politische vermissen

Irgendwann liebt man solche Leute ja, die arroganten, sperrigen, seltsamen – vor allem dann, wenn sie weiter, immer weiter das machen, was sie schon immer getan haben: arrogant, sperrig, seltsam sein. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte das mal auf einem Parteitag der SPD in einer Rede über Herbert Wehner, den bissigen, klugen Kauz, dass die Partei Wehner nicht nur achte und bewundere, sondern auch irgendwie liebe. Dann kletterte Schmidt umständlich auf die Präsidiums-Tribüne und umarmte den Ex-Fraktionschef linkisch. Ein großer Moment!

Ähnlich könnte (!) es mit Claus Peymann sein. Der Intendant des Berliner Ensembles (BE) – arrogant, sperrig, seltsam – extemporiert, er sei unzufrieden mit der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Wirkung des Theaters: „Ich hatte mir erheblich mehr vorgestellt, was ich an politischer Wirkung mit Theater erzeuge.“

Wir erinnern uns: Peymann war 1999 beim BE angetreten mit dem vollmundigen Versprechen, sein neues Theater solle ein „Reißzahn im Regierungsviertel“ sein. Theater sei immer „staatsfeindliche Subversion“. Dafür, dass ihm das ganz offensichtlich missglückt ist, macht er jetzt – typisch Peymann! – wieder andere verantwortlich: „Aber das ist ja mein Kummer, und nicht nur meiner – ich habe die Stücke nicht, keine Autoren mehr vom Format eines Thomas Bernhard beispielsweise.“

Pfui, Peymann, erst den großen Zampano spielen – und dann auf andere zeigen, wenn man an den eigenen Ansprüchen gescheitert ist. Da schwindet die Liebe für Arrogante ganz schnell. Übrigens will Peymann sich bis spätestens Juli entscheiden, ob er seinen 2007 auslaufenden Vertrag in Berlin verlängert. Bei aller Liebe: Vielleicht wäre es besser zu gehen. GES FOTO: AP