Ein weiterer Schritt in Richtung „Denkort“

U-Boot-Bunker Valentin Wasserrohrbruch, bröckelnde Fassade und Streit um eine Brandschutzmauer: Der Weg zur Gedenkstätte im Bunker Valentin ist von Hindernissen gesäumt. Trotzdem geht es voran

■ Im Mai 1943 beginnen die Nazis in Bremen-Farge den Bau des Bunkers Valentin, einer bombensicheren Werft für die Massenproduktion des neuen U-Boot-Typs XXI.

■ Über 10.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge arbeiteten an dem Bau.

■ Mindestens 2.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

■ 1962 übernahm die Bundeswehr das Gelände und nutzte den Bunker als Depot.

■ Im Januar 2011 wurde der Bunker Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

■ Am 8. Mai 2011 eröffnete die Gedenkstätte „Denkort Bunker Valentin“. Mit 3,8 Millionen Euro soll bis 2015 ein Gedenkstättenkonzept umgesetzt werden.

Schon wieder gibt es Probleme zwischen dem „Denkort Bunker Valentin“ und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA).

Trotzdem ist ein Jahr nach Start des Gedenkstätten-Baus mit einem Projekttag von ZehntklässlerInnen der Wilhelm-Focke-Schule die erste Kooperation zwischen „Denkort“ und einer Schule gestartet.

Das Gelände in und an der nie fertiggestellten U-Boot-Werft Bremen-Farge wird zukünftig fester außerschulischer Lernort für die zehnten Klassen der Bremer Oberschule.

„Wir bieten allen Bremer Schulen eine solche Kooperation an“, sagt Marcus Meyer, Projektmanager der Gedenkstätte. „Wir stellen Film- und Bildmaterial zur Verfügung und helfen bei der Vor- und Nachbereitung.“ Bestandteil ist auch eine Geländeerkundung und eine Bunker-Besichtigung: „Wir veranstalten ja auch sonst 90-minütige Führungen, aber die allein sorgen nur für eine frontale Geschichtsvermittlung.“ Durch Schulprojekte würden sich die Jugendlichen hingegen aktiv mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen.

„Eigentlich sollte Herr Böhrnsen heute ja feierlich unsere neuen Büro- und Seminarräume eröffnen“, sagt Sebastian Ellinghaus, stellvertretender Leiter der Landeszentrale für politische Bildung. „Aber leider gab es einen Wasserrohrbruch, der erhebliche Schäden verursacht hat.“ So konnte lediglich der Seminarraum für den Schul-Projekttag rechtzeitig fertiggestellt werden.

Die BIMA, die für die Pflege und Instandhaltung des Bunkerkomplexes zuständig sei, habe es im Winter versäumt, das Obergeschoss des Nebengebäudes zu heizen. Durch den Frost sei ein Wasserrohr geplatzt, die Schäden sorgen nun für Verzögerungen des ohnehin nicht reibungslosen Projektfortgangs.

Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen war trotzdem da. Er hoffe, sagte er, dass noch viele weitere Schulen dem Beispiel der Wilhelm-Focke-Oberschule folgen würden.

Die BIMA ist seit 2011 Besitzerin des Komplexes, der 1943 von über 10.000 Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen gebaut wurde. Mindestens 2.000 von ihnen kamen dabei ums Leben.

Zwischen der BIMA und Bremen gibt es eine Rahmenvereinbarung, nach der ein Teil des Bunkers für eine Gedenkstätte zur Verfügung gestellt wird. Den Rest will sie als Lagerraum vermieten, um die hohen Unterhaltskosten bezahlen zu können. Das plant sie auch mit dem Teil des Bunkers, der neben dem zukünftigen Empfangsbereich der Gedenkstätte liegt. „Baurechtlich müssen diese beiden Teile durch eine spezielle Brandschutzwand getrennt werden“, so Sebastian Ellinghaus, „und die BIMA weigert sich, das zu bezahlen. Unserer Meinung nach müsste sie aber wenigstens die Hälfte der Kosten tragen, denn die Wand ist ja nicht nur für unsere Nutzung vorgeschrieben.“

Der Streit um die Finanzierung der Mauer ist noch nicht beendet und sorgt genauso für Verzögerungen wie der Wasserrohrbruch und Instandhaltungsarbeiten, die an der bröckelnden Fassade permanent nötig sind. Auch hier, so Ellinghaus, käme die BIMA ihren Verpflichtungen nicht immer nach. Trotzdem soll der „Denkort Bunker Valentin“ wie geplant 2015 fertig sein. SCHN