piwik no script img

Kippen, Verschleppen, Verwässern Die Sabotage sichtbar machen

Klimaschädliche Geschäfte und Politik kollidieren mit dem Recht aller auf eine lebenswerte Zukunft. Der taz-Schwerpunkt „Klimasabotage“ zeigt, wer Klimaschutz zu verhindern versucht.

Sonst immer für Grenzschutz zu haben, bei der 1,5-Grad-Grenze aber am Einriss beteiligt: Deutsche Polizisten picture alliance/dpa | Federico Gambarini

Von CHRISTIAN JAKOB

taz Info, 08.05.2023 | Gas, Öl und Kohle sollten in der Erde bleiben. Das ist der Weg, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Doch wer an den verbleibenden fossilen Energiequellen mitverdienen will, hat daran kein Interesse. Und auch Finanz-, Auto- und Luftfahrtindustrie wollen weiter verdienen an Geschäften, die das Klima zerstören.

Dafür wirken sie mit allem, was sie haben, auf Politik und die öffentliche Meinung ein: Sie stellen astronomische Summen für die Ausbeutung der verbleibenden Fossilvorkommen bereit. Und sie schicken ihre Lobby- oder Kampagnentrupps los, wenn neue Gesetze oder schärfere Bestimmungen drohen, um diese zu kippen, zu verschleppen oder zu verwässern. Eine Strategie: Begriffliche Verwirrung zu stiften. Mit Schlagwörtern wie „Verbotswahn“, „Klima-Diktatur“ oder „Klima-Chaoten“ soll Tag für Tag verschleiert werden, wer Wohlstand und Freiheit langfristig tatsächlich bedroht.

Wir glauben: Es sind die Saboteure effektiven Klimaschutzes. Und die wollen wir beim Namen nennen. Seit März schaut die taz in der Serie „Klimasabotage“ auf jene, die die Entscheidungen blockieren, die das Klima und unsere Lebensgrundlagen retten.

In den ersten Teilen der Serie haben wir gezeigt, wie die europäische Bank­industrie klimaschützende Finanzmarktregeln verhindert hat oder wie die SPD mit der Kohlelobby verwoben ist. Von den Enthüllungen, dass Exxon schon in den 1970er Jahren durch eigene Studien über den Klimawandel Bescheid wusste, hatten Sie gelesen? Autor Andreas Sanders zeigte, dass die deutschen Bundesregierungen durch eine Studie des Deutschen Bundestages von 1983 die exakt gleichen Informationen hatte wie Exxon – und fast ebenso untätig blieben.

In 209 Tagen beginnt die nächste Weltklimakonferenz, die COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bis dahin intensivieren wir ­unsere Berichterstattung über die Blockierer des Klimaschutzes weiter. In den kommenden Folgen der Serie etwa zeichnet der Autor Ajit Niranjan nach, wie Staaten versucht haben, den Abschlusstext des letzten UN-Weltklimarat-Berichts zu ver­ändern. Unser Niederlande-Korrespondent Tobias Müller berichtet über die „Fossil Fuel Crime Files“. Wir zeigen, wie ein tschechischer Milliardär ins deutsche Fossil-­Business einsteigt und wie die europäische Versicherungswirtschaft daran festhält, klimaschädliche ­Geschäfte abzusichern. Der Philosoph John Holloway erklärt, wie Klimaschutz und gesellschaftliche Gegenmacht zusammenhängen. Und in einer großen Schwerpunktausgabe am Pfingst­wochenende zeigen wir, wie CDU und CSU seit Jahrzehnten wirksamen Klimaschutz in Deutschland unterlaufe – und ihre Vertreter dabei oft höchst eigene Interessen verfolgten. Die mehrmals pro Monat erscheinenden Texte der Klimasabotage-Serie ergänzen die laufende Klimaberichterstattung der taz. Sie finden sich in der gedruckten Zeitung und gesammelt in unserem taz.de-Schwerpunkt Klimasabotage.

Hinweise auf Klimasabotage? Melden Sie sich damit gern bei uns unter informant@taz.de