Väter haben es an der Uni leichter

Die Hilfen für Studierende mit Kindern sind an den nordrhein-westfälischen Unis rar. Eltern müssen sich selbst engagieren. Bisher bleibt die Fürsorge meistens an den Müttern hängen – sie brechen oft ihr Studium ab. Frauen fordern Väterkampagnen

VON ANNIKA JOERES

Studieren mit Kind ist keine Ausnahme mehr: Sechs bis zehn Prozent aller Studentinnen hat ein Kind oder ist während ihres Unibesuchs schwanger. Probleme, die Studierende haben, treffen Mütter besonders hart: Sie müssen für den Unterhalt jobben, für Klausuren lernen und ihren Nachwuchs versorgen. Viele Frauen geben deswegen nach der Geburt ihres ersten Kindes das Studium wieder auf.

„Mütter sind dreifach belastet“, sagt Marlies Diepelt, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Aachen. Im Hochschulalltag müssten sie zu wahren Organisationsprofis werden. Diepelt schätzt, dass in Aachen zehn Prozent der Studierenden schon ein Kind haben oder gerade schwanger sind. Diepelt fordert größere Unterstützung vom Staat. „Wir brauchen Stipendien und Förderprogramme.“

Außerdem hätten die Kindertagesstätten an den Unis einen großen Makel: Ihre Öffnungszeiten sind oft nicht an die Kurszeiten der Eltern angepasst. „Pflichtkurse am Abend können sie oft nicht besuchen.“ Das Studium wird länger, oft brechen die Frauen es sogar ab. „Männer studieren trotz Kind weiter“, sagt Diepelt. Sie fordert die Frauen auf, sich nicht in die Hausfrau- und Mutterrolle drängen zu lassen. „Sucht euch die richtigen Männer.“ Sie habe schon oft erlebt, dass die Frauen ihre Unilaufbahn für ein Kind sausen lassen, und der Mann macht Karriere. „Wenn die Partnerschaft scheitert, stehen sie dann ohne irgend etwas da“, sagt Diepelt.

Auch an der Bielefelder Universität fehlen Betreuungsplätze für Kleinkinder. „Es fehlt einfach das Geld,“ sagt Nadine Telljohann vom Gleichstellungsbüro. Betroffene müssten sich selbst engagieren.

Wie ihre Aachener Kollegin fordert sie, die Väter mehr in die Pflicht zu nehmen. „Mütter sind immer noch wesentlich mehr durch den Nachwuchs beeinträchtigt“, sagt Telljohann. Erst sehr langsam würde sich das Väterbild verändern. „So langsam, dass wir endlich einschreiten müssen.“ Sie fordert spezielle Väterprogramme an den Hochschulen.

Landesweit hat das Frauenministerium unter der damaligen Ministerin Birgit Fischer (SPD) in diesem Jahr eine Väterkampagne gestartet. Unter dem Motto „“Verpass nicht die Rolle Deines Lebens“, will das Ministerium für eine aktive Vaterschaft werben. Sie will vor allem darauf hinweisen, dass Kinder Freude bereiten, eine Bereicherung sind und das Leben für alle noch einmal neu bestimmen. Plakate, Postkarten und Broschüren sollen die Väter motivieren. Ob die neue schwarz-gelbe Landesregierung die Kampagne fortführen wird steht allerdings noch in den Sternen.