Gesucht: Heile Welt im Internat

BONN dpa ■ Wenn Eltern ihre Kinder auf ein Internat schicken, suchen sie vor allem eine heile Welt hinter Mauern. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn vom Anfang Juni. Viele Eltern wünschten sich zudem, dass sich Verhalten oder Leistung ihrer Kinder verbesserten. Paradoxerweise hätten sie aber gleichzeitig Angst, ihre Kinder könnten sich verändern. „Die Eltern wollen, dass nicht der Mensch ins Internat geht, sondern nur der Schüler“, sagt Volker Ladenthin vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bonn.

Die Bonner Wissenschaftler untersuchten, auf welche Wünsche Internate sich einstellen müssen, um erfolgreich zu sein. In Deutschland gelten Internate laut Ladenthin oft als ein letzter Ausweg, mit dem Mama und Papa ihrem lernschwachen oder aufmüpfigen Nachwuchs drohen könnten.

In der Regel billigten Eltern Internaten zu, ihre Arbeit gut zu machen – vielleicht sogar zu gut: „Eltern äußern immer wieder die Angst, ihre Kinder an das Internat zu verlieren“, betonte Ladenthin. Eltern wollten schulische Defizite nicht mit Nachhilfe bekämpfen, sondern durch Wechsel des Lebensortes – so als würde dort alles wie durch Magie wieder ins Lot kommen. „Eltern suchen nach einem abgeschiedenen Märchenschloss, dessen Mauern das Böse von ihren Sprösslingen fern halten.“ Konfessionellen Internaten würde hier besonders hohe Kompetenz zugebilligt: „Religiöse Lehrer gelten als besonders verantwortungsbewusst“.