NRW FILMTIPP DER WOCHE

Irgendwo in Bosnien im Jahr 1992 hat sich der serbische Ingenieur Luka aus Belgrad (Slavko Stimac) mit seiner Frau, der Opernsängerin Jadranka (Vesna Trivalic) und ihrem gemeinsamen Sohn Milos (Vuk Kostic) in einem kleinen Nest niedergelassen. Hier soll Luka eine Eisenbahnlinie bauen, die die Einöde in ein blühendes Touristenparadies verwandeln soll. Luka geht mit dem Feuereifer eines Kindes ans Werk und bekommt so kaum mehr mit, dass um ihn herum sich bereits der Krieg abzeichnet. Als der Bürgerkrieg dann schließlich ausbricht, will Luka den herannahenden Wahnsinn einfach nicht wahrhaben. Das Leben ist ein Wunder - Zivot je cudo (Frankreich/Serbien 2004) ist ein typischer Film von Emir Kusturica: Karnevalesk, lebensfroh und surreal, vorangetrieben vom Balkan-Pogo des bewährten No Smoking Orchestra. Doch Kusturica ist mutiger geworden: Er interpretiert, wie im Mammut-Werk „Underground“ (1995), wieder den Jugoslawien-Krieg. Für seine trashige Verarbeitung des Nachkriegs-Jugoslawiens hatte der „Immer-noch-Jugoslawe“ viel Kritik von seinen bosnischen Landsleuten geerntet. Er habe die Geschichte „verfälscht“ und sich nicht klar pro-bosnisch positioniert, warfen sie ihm vor. Daraufhin entstand der atmosphärische, aber unpolitische Film „Schwarzer Kater – weiße Katze“ (1998). Sein neuer Streifen könnte die Kritiker wieder auf den Plan rufen. Kusturica wurde 1954 in Sarajewo geboren, lebt seit vielen Jahren in den USA. Bereits 1978 erhielt er für seinen Kurzfilm Guernica den Preis für den „Besten Kurzfilm“ auf dem Filmfestival von Karlovy Vary. Auch für seinen Dokumentarfilm Super 8 Stories (2001) wurde er ausgezeichnet. In diesem Jahr war Kusturica Präsident der Internationalen Jury in Cannes. NAW