Tanz der Plakatierer

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse will großflächige Werbung an öffentlichen Gebäuden und anderen exponierten Orten erleichtern. Sanierung von Kirchen und Museum soll sich dadurch zum Teil selbst finanzieren

Von Gernot Knödler

Kirchen, Museen, die Alster, das Dock von Blohm + Voss – an all diesen Orten soll künftig großflächige Werbung einfacher genehmigt werden als bisher. Einen entsprechenden Antrag, der in der kommenden Woche die Bürgerschaft passieren soll, hat Klaus-Peter Hesse von der CDU vorgestellt. „Das ist ein Thema, das die Stadt verändern wird“, sagte der Abgeordnete.

Großzügigere und transparentere Regeln für Werbung im öffentlichen Raum könnten die Haushaltskasse füllen und den Ruhm Hamburgs mehren, glaubt Hesse. Er und einige Fraktionskollegen schlagen vor, zu besonderen Ereignissen kurzzeitig Werbung auf privaten Gebäuden an exponierten Stellen zu ermöglichen, etwa auf dem Hotelturm des CCH oder dem Schwimmdock von Blohm + Voss. An dem Hochhaus ist bereits einmal für den „Tanz der Vampire“ in der Neuen Flora geworben worden, und das Dock gegenüber der Hafenstraße zierte jüngst fast dauernd Werbung.

Hesse sieht trotzdem Handlungsbedarf, denn die heutigen Regeln seien zu kompliziert: „Wenn Sie wüssten, wie schwierig es ist, an das SAS Plaza mal ein paar Tage lang Werbung anzuhängen“, sagt er. Motiviert habe ihn das Gezerre um das Plakat für den Seefahrer-Schinken „Master and Commander“: Die Filmfirma hatte es ohne Genehmigung an die Docks gehängt. Nach der Drohung, man werde die Deutschland-Premiere des Films von Hamburg nach Berlin verlegen, durfte es bleiben.

Werbung für die Telekom oder Hansenet, wie sie seither auf dem Dock zu sehen war, wären laut dem Antrag nicht mehr möglich. Hesse zufolge muss aber erst noch geklärt werden, ob Anspielungen auf Hamburg („Junge, ruf bald wieder mal an“) oder die Koppelung mit dem Hafengeburtstag für eine Genehmigung ausreichen sollen. Intelligent solle die Werbung sein und einen Hamburg-Bezug haben. „Da muss natürlich für die Stadt was abfallen“, findet Hesse.

Auch Museen, Theater und Kirchen sollen ihre Einnahmen durch Riesenwerbung verbessern dürfen, um den Steuerzahler zu entlasten. Gedacht ist vor allem an Werbung auf Baugerüsten während einer Sanierungsphase. Die Renovierung würde sich auf diese Weise zum Teil selbst finanzieren. Bei der Auswahl der Motive müsse selbstverständlich der Anstand gewahrt werden. Alkohol- oder Zigarettenwerbung an Kirchen komme nicht in Frage.

Unternehmen will die CDU die Beflaggung ihrer Liegenschaften erleichtern. Außerdem soll der Senat die restriktiven Vorschriften für die Alster so verändern, dass mehr Sondergenehmigungen für Sponsorenwerbung bei Sportveranstaltungen auf dem Wasser erteilt werden können. „Wir wollen die Alster nicht mit Werbung zukleistern“, sagt Hesse, „aber wir wollen, dass international attraktive Segelveranstaltungen dort stattfinden können“. Ohne Sponsoren sei da nichts zu machen.

Seit der Senat das Recht des Plakatierens auf öffentlichem Grund an die Hamburger Außenwerbung und JCDecaux vergeben hat, nimmt er im Jahr etwa 3,8 Millionen Euro an Gebühren dafür ein (Stand 2003). Darüber hinaus finanzieren die Werbefirmen im Gegenzug Wartehäuschen, Automatik-Toiletten, öffentliche Stadtpläne und Werbung der Stadt.