DIE KLEINE WORTKUNDE

Ob es an allen Gesprächen zusammen oder an dem einen „EINZELGESPRÄCH“ gelegen hat? Jedenfalls meldeten die Agenturen gestern um 14.20 Uhr: „Einigung auf Regierung in Athen“. Wahrheitsgehalt und Permanenz dieser Nachricht interessieren hier nicht. Es ist das Einzelgespräch als abstraktes Phänomen, das uns beschäftigt. Ein Gespräch, sagt Wikipedia, sei „die verbale Kommunikation von Menschen“. Aber das Einzelgespräch? Jenes Machtinstrument par excellence, jener dienstliche (An-)Ruf, der das Sprichwort zeitigte: „Gehe nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen würst“? Das Einzelgespräch macht Druck. Es soll umbiegen und weichklopfen; drohen und schmeicheln: Du allein – niemand hilft dir! Du allein – weil du so wichtig bist! Im Einzelgespräch werden Versprechungen gemacht, die danach nicht eingehalten werden. Im Einzelgespräch kann die große Keule ausgepackt werden, die persönlichste Beleidigung, die dann anschließend schärfstens dementiert oder deren Einsatz sadistisch lächelnd eingeräumt wird. Für den, der dem Einzelgespräch unterzogen wird, gibt es kein Entkommen: Denn wenn er den Stress zu bewältigen sucht, den das Einzelgespräch ausgelöst hat – was wählt er: ein neues Einzelgespräch. In Griechenland wurde eben nicht nur das Palaver, die Demokratie, erfunden – die Tyrannis schon auch! AW