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Wenn der Weg zum Bett beschwerlich ist

Keine Sperrstunde. Berlin ist eine Stadt, die niemals schläft. Wenn man es aber doch mal tun muss, gibt es dafür Hotels. Viele. Meines ist in Mitte. Dort übernachte ich in einem Hostel im Mehrbettzimmer. Alles natürlich aus Bequemlichkeitsgründen bereits einige Wochen im Voraus im Internet gebucht.

Am späten Abend betritt ein älterer und sehr erschöpft aussehender Mann das Zimmer, um sein Bett fertig zu machen. Ohne zu fragen, fängt er an, sich zu beschweren. Zwei Stunden lang habe er erfolglos nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht. Keine freien Zimmer mehr hätte es gegeben in den Hotels.

Ein Mitbewohner spricht den Mann an und fragt, ob er sich denn nicht im Vorfeld um einen Schlafplatz gekümmert habe, online? Die Antwort besteht nur aus einem fragenden Blick und einem einfachen: „Nein, so was geht?“

Berlin-Mitte

385.000 Ein­wohner*innen.

Berlintouristen zieht es nach Mitte. Dort warten etwa 60.000 Hotelbetten auf sie. In Charlottenburg-Wilmersdorf sind es noch 25.000, der Rest der Bezirke ist unter „ferner liefen“.

Ruhig erklärt ihm der Mitbewohner die Existenz von Buchungsportalen. Der ältere Herr besitzt sogar ein Smartphone, bemerke ich. Anscheinend nutzt er nicht alle Funktionen. So spontan unterwegs zu sein, ist selten geworden. Solche Reisenden sind wohl vom Aussterben bedroht. Jonas Hanke