SOUNDTRACK

Unaufgeregt, uncool, doch unterhaltsam – und das aus Berlin? Man könnte meinen, das geht nicht, aber es geht. Mondo Fumatore, dauerhaft zwischen Duo und Trio pendelnd, sitzen seit 1996 vermutlich in einer Garage und basteln dort mit Gitarre und einer größeren Anzahl tiefpreisigen Elektrogeräts ganz wunderbare Pop-Kleinode zusammen, die mal etwas spleenig, mal vor allem unwiderstehlich sind. Größere Aufmerksamkeit über die erfreute Musikpresse hinaus war ihnen damit bislang nicht beschieden und man kann sich laut fragen, warum dies auch nach der 2008 erschienenen LP „The Hand“ immer noch so ist. Schließlich gelingt es einer Band eher selten, sich im selbst geschaffenen musikalischen Referenzrahmen gekonnt zu bewegen, statt zum Beispiel nur mittelprächtig nachzuahmen. Hier werden Spuren in den Indierock, den frühen Garagenpop, zu Prä-Punk bis Indietronic gelegt, heilige Kühe werden ausgewrungen und tote Pferde wieder lebendig geritten. Dazu kommt ein sicheres Gespür für jene Art von Hits, die sich verheißungsvoll aufbauen, um dann auf abrupte und schmerzhafte Art unvermittelt abzubrechen; „Guided by Voices“lassen grüßen und die Musikfreunde sind konsterniert. Aber auch angespielte Hits sind Hits und die Chorgesänge sind einfach auch zu gut zum verpassen. Fr, 4. 9., 21 Uhr, Hafenklang / Goldener Salon, Große Elbstraße 84 Noch so was Unaufgeregtes. Die „Flowerpornoes“ können für die Phase zwischen den 80er und 90er Jahren sicher als eine jener deutschsprachigen Bands gelten, von der nicht zuletzt textlich stilbildende Einflüsse ausgegangen sind. An der großen Masse sind sie immer knapp vorbeigeschrammt. Da passt es nur zu gut, dass ihr Sänger Tom Liwa unlängst erklärte, um Ruhm sei es ihm nie gegangen, sondern nur darum, einen „hübschen kleinen Kultstatus“ zu erwerben. Die Operation ist offenbar vollständig gelungen und als sich die Band 2007 nach elf Jahren Sendepause mit einer krachenden Platte zurückmeldete, waren alle alten Gesichter wieder da und ein paar neue auch, aber eben nicht zu viele. Gleichzeitig hat Liwa seit Ende der 90er Jahre auch sein musikalisches Einzelgängertum gepflegt, vielleicht kann man auch sagen: sein Einzelgängertum musikalisch aufbereitet. Da klingt dann die ganze Poesie, in der Regel in größtmöglicher Reduktion nur mit Gitarre begleitet, noch intimer, aber natürlich auch weiterhin so sehr nach der hübschen kleinen Kultband aus Duisburg, dass sogar gewisse spirituelle Einsprengsel gerne verziehen werden. Sa, 5. 9., 21 Uhr, Westwerk, Admiralitätstraße 74 Das Centro Sociale ist ein weiterer, seit einem Jahr bestehender, Versuch, den Umstrukturierungsprozessen im Schanzenviertel, im Karo-Viertel und auf St. Pauli sozusagen eine sozialräumlich-politische Perspektive entgegenzusetzen. Das ist unterstützenswert, umso mehr solche Versuche in der Regel unter widrigen Bedingungen unternommen werden müssen. Konkret heißt das in diesem Fall: Der Mietvertrag läuft aus und eine Verlängerung ist nicht die wahrscheinlichste Perspektive. Um Öffentlichkeit zu schaffen, wird jetzt auch musikalisch mobilgemacht. Für die sehr gute Sache spielen der „Rantanplan“-Sänger Torben Möller-Meissner, die Indiepopper Vierkanttretlager und Goodbye Jersey. Di, 8. 9., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 NILS SCHUHMACHER