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Archiv-Artikel

170.000 Tonnen Sondermüll vererbt

ASBEST Transporte von der Halde Wunstorf bei Hannover auf zwei Deponien bei Lübeck gescheitert. Nun soll vor Ort saniert werden. Unklar ist, wer bezahlt – die Firmenerben oder der Steuerzahler

Am Ende könnte die Sanierung an der Region Hannover hängen bleiben

Nach dem Scheitern der Asbestmülltransporte nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern will die Region Hannover nun Nachfolger und Erben der Produktionsfirma Fulgurit in die Pflicht nehmen.

Angestrebt werde eine Sanierung der Halde mit rund 170.000 Tonnen Asbestmüll vor Ort in Wunstorf bei Hannover, sagte Umweltdezernent Axel Priebs am Montag. Bis zu einer Klärung der Zuständigkeit und des Vorgehens könnten Jahre mit rechtlichen Auseinandersetzungen vergehen. Deshalb werde die Region unverzüglich Sicherungsarbeiten an der Halde einleiten, um Gesundheitsgefahren für die Umgebung auszuschließen.

In Wunstorf lagert Asbestschlamm der 1990 aufgelösten Firma Fulgurit, einst einer der größten Produzenten von Asbesterzeugnissen in Deutschland. Seit 1993 ist die Verwendung von Asbest in Deutschland wegen der Gesundheitsgefahren verboten. Ob die Erbenfamilie, die nach Produktionseinstellung verbliebene Fulgurit Holding oder der Eigentümer des Grundstücks die Kosten einer Sanierung tragen können, sei offen, sagte Priebs. Am Ende könnte die Sanierung an der Region als zuständiger Bodenschutzbehörde hängen bleiben. Um eine jahrelange Hängepartie auszuschließen, hatte die Region bislang einen Abtransport des Mülls favorisiert. Dafür standen EU-Subventionen in Millionenhöhe bereit.

Gegen die geplanten Transporte hatte es massiven Widerstand aus den beiden Nordländern gegeben. Nach Anwohnerprotesten lehnten beide Länder die Annahme des Sondermülls ab und untermauerten dies mit einem Rechtsgutachten. Das Verwaltungsgericht Schleswig hatte die etwa 8.000 LKW-Fuhren in einem Eilverfahren kürzlich für unrechtmäßig erklärt. Nach ursprünglicher Planung hätte der Transport auf die Deponien in Rondeshagen und Ihlenburg beiderseits der Landesgrenze südlich und östlich von Lübeck bereits im vergangenen November anlaufen sollen. (dpa/taz)