wortwechsel
: Zwischen alleinerziehend und volksnah

Einige Frauen sollten ihre finzielle Erwartungshaltung ablegen, finden Leserinnen. Volksnahe Politik einer Grazer Kommunistin wäre auch für deutsche Linke beispielhaft

Ungewöhnlich niedriger Wasserstand des Rheins bei Oberwesel Foto: Thomas Frey/dpa

Flussauf und -ab

„Jetzt spricht der Rhein“,

wochentaz vom 1.– 7. 4. 23

„Wenn der Rhein redet“ ist so eine wundervolle, kluge, informative, unaggressive, unorthodoxe und flussauf und -ab mitreißende Geschichte, dass man gar nicht merkt, wie viel Text man da liest. Und das Foto ist auch fantastisch. Wundervoll auch das Interview mit der Grazer Bürgermeisterin, die zwei Drittel ihres Einkommens den Mittellosen ihrer Stadt schenkt. Unglaublich, das ist echt wie ein Wunder! Die ja eigentlich eine „ganz gefährliche“ Kommunistin ist, darüber aber nicht fachsimpeln mag, sondern lieber was tun gegen die Not der BewohnerInnen. Mit Präsentsein, wöchentlichen Beratungen, Unterstützung und einem gescheiten bezahlbaren Wohnungsbau-Konzept für die Ärmeren und Übergangenen. Oh würde sie doch für ihre KollegInnen als Rolemodel gelten! Dodo Lazarowicz, München

Volksnah

„Es braucht mehr Moral“,

wochentaz vom 1.–7. 4. 23

Ein herzerfrischendes und hoffnungsvolles Interview, das Edith Kresta mit der Grazer Oberbürgermeisterin geführt hat. Hoffnungvoll deshalb, weil die Kommunistin Elke Kahr aufzeigt, dass man mit pragmatischer, undogmatischer und volksnaher Politik auch Wahlen gewinnen kann. Das Interview sollten sich unsere in der BRD oft heillos zerstrittenen Linken verschiedenster Couleur hinter die Ohren schreiben. Mit Phrasendrescherei und Linientreue gewinnt man keinen Blumentopf. Wann wachen die Linken in unserem Land endlich aus ihrem Dornröschenschlaf auf? Heinz Schönberger, Kempten

Bitte nichts ändern

„Das lief alles sehr, sehr, sehr gut“,

wochentaz vom 1. – 7. 4. 23

Vielen Dank für die Zusammenfassung von Volkes Gemütslage – sehr gut getroffen! Wenn man allerdings in einer Großstadt wie Berlin oder Hamburg wohnt, dann kriegt man kaum mit, wie mensch „draußen im Lande“ so tickt. Da ist die Haltung weit verbreitet, dass man Natur an sich irgendwie ganz gut findet, aber dass sich vom persönlichen Einkaufs- und Konsumverhalten bis hin zu den großen gesellschaftlichen Entscheidungen und Zielvorstellungen doch bitte nichts ändern möge.

Werner Dobslaw, Korbach

Opposition zu spät?

„Nach dem Taumel“,

wochentaz vom 1.–7. 4. 23

Leider berücksichtigt der ansonsten gute Artikel in keiner Weise, dass Netanyahu das für ihn wichtigste Ziel schon längst per Gesetz erreicht hat. Am 23. März stimmte das israelische Parlament darüber ab, dass der Regierungschef in Zukunft nur noch mit Dreiviertel­mehrheit aus dem Amt entfernt werden kann. Damit hat Benjamin Netanyahu sein Schäfchen im Trockenen und sein radikaler Minister für Nationale Sicherheit mit seiner Nationalgarde ebenfalls. Die Opposition kommt zu spät, fürchte ich.

Christa Pohl, Köln

Gendersprache

„Professur ist ein Lottogewinn“,

wochentaz vom 25.–31. 3. 23

Fällt denn niemandem bei Euch auf, dass bei Bürger:innen, Bäcker:innen, Hörer:innen, Besucher:innen, Künst­le­r:in­nen der Mann stets voll dasteht und die Frau nur noch eine „innen“ ist?

Das dem Mann nachgeschleppte „innen“ lässt die Frauen genauso in der Anonymität verschwinden wie früher als „Mitgemeinte“ bei nur Hörer, Fahrer und Besucher.

Korrekt und höflich ist nur: Hörer und Hörerinnen, oder besser: Leserinnen und Leser.

Ekkehard Brunn, Berlin

Alleinerziehende

„Das Leben im Nacken“,

wochentaz vom 25.–31. 3. 23

Ein sehr guter Artikel, vor allem, dass Alltag und Problemstellungen konkret und detailliert beschrieben sowie die Tücken von staatlichen Unterstützungen aufgezeigt werden (Kindergelderhöhung). Auch der Zusammenhang, der zu einer eventuellen Partnerbeziehung mit häuslicher Gewalt hergestellt wird. Wir begleiten viele Alleinerziehende in einer Frauenzufluchstwohnung, die Probleme sind ähnlich

Ingeborg Walter, Berlin

Anspruchshaltung

„Das Leben im Nacken“,

wochentaz vom 25.–31. 3. 23

Christina Sander hat 2.000 Euro netto und ist hinsichtlich Kind und Studium ganz oben auf der Bedürfnispyramide. Ich selbst habe 2.300 Euro netto und muss dafür 172 Stunden im Monat arbeiten. Wann werden etliche Frauen endlich erwachsen und erwarten nicht ständig, dass ihnen andere ihr Leben bezahlen?

Victoria Wilhelmi, Barendorf

Grundsicherung

„Das Leben im Nacken“,

wochentaz vom 25. – 31. 3. 23

Ich selbst, Mutter von 3 Kindern und ehemalige Hartz-IV-Empfängerin, möchte mich zur Kindergrundsicherung gern einmal zu Wort melden. Kinder leiden unter Armut – gar keine Frage. Den Weg der Kindergrundsicherung finde ich falsch, denn das Geld kommt in 80 Prozent der Fälle nicht bei den Kindern an.

Sicher, es gibt einige Bürgergeld­empfänger, die alles für ihre Kinder tun. Aber sind wir doch mal ehrlich: Viele Bürgergeldempfänger freuen sich jetzt schon über mehr Geld für Kippen und Alkohol. Wäre es nicht sinnvoller, solchen Familien Kleidungscoupons oder vereinfachten ­Zugang zu Sportaktivitäten zu bieten, anstatt den Eltern noch mehr Geld hinterherzuwerfen? Sollten nicht die Kinder am oberster Stelle stehen?

Peggy Lamprecht, Böhlen

Philosophie

„Keine höhere Wahrheit“,

wochentaz vom 11.–16. 2. 23

Robert Misik macht aufmerksam auf die Veröffentlichung der Ferrata-Mora-Vorlesungen von Richard Rorty, 1996, die bisher nicht mal in Englisch vorlagen.

Richard Rorty beschreibt hier, woher wir kommen, und setzt sich intensiv mit den Denkern seiner Generation auseinander – Schwerpunkt Antiautoritarismus, die Ablehnung jeder außerweltlichen Autorität. Er schlägt vor: „dass wir unsere philosophischen Reflexionen im Umkreis des Projekts der Gestaltung von Institu­tionen und Gebräuchen, die das menschliche Leben – das endliche sterbliche Leben – schöner machen.

Durch das Bewusstwerden, im Anthropocaen zu leben – ein Lebewesen mit den Anderen zu sein, deren Lebensraum wir derart eingeschränkt haben, dass es unsere Existenz gefährdet.“

Klaus Warzecha, Wiesbaden