Mittel zum Zweck

Wüppesahl bestreitet ernsthaften Raubmordplan. Dieser diente nur zur Enttarnung seines Freundes als V-Mann

Der Kritische Polizist Thomas Wüppesahl bestreitet, jemals ernsthaft einen Raubmord geplant zu haben. Mit seinem „bizarren, irren und unrealistischen Plan“ habe er vielmehr seinen langjährigen Freund Andreas Sch. als „V-Mann enttarnen“, die „pervertierte Präventionsentwicklung polizeilichen Vorgehens“ aufdecken sowie auf die Ignoranz gegenüber gemobbten Personen aufmerksam machen wollen, sagte er gestern im Prozess vor dem Hamburger Landgericht. Ernsthafte finanzielle Probleme – wie als Motiv in der Anklage behauptet – habe er nachweislich nicht gehabt.

Seit 2001 habe Wüppesahl den Verdacht gehegt, Sch. sei als „Spitzel für die Polizei“ tätig: Also machte er „die Probe aufs Exempel“ und präsentierte diesem den Plan, einen Geldtransporter zu überfallen, den Geldboten zu töten und ihm die Hand abzuhacken. Die Idee, dass der Geldkoffer an dessen Arm gekettet sein könnte, habe Sch. gehabt.

Da die diversen Planungstreffen als Beweis für eine Spitzeltätigkeit nicht ausreichten, habe er die Waffenübergabe forciert, so Wüppesahl. Dabei sei ihm klar gewesen, dass die Polizei nur eine „funktionsunfähige Waffe“ bereitstellen würde. „Ich war mir zum Zeitpunkt der Übergabe sicher, mich noch nicht im strafrechtlich relevanten Bereich zu bewegen,“ so der 49-Jährige.

Waffe, Hackebeil und Quittung mit Sch.s Fingerabdrücken wollte er einem „Vertrauensmann bei der Presse“ übergeben. Dann sollte als „Zuspitzung“ die Abfahrt zum Tatort inszeniert werden. Dazu hätte er vertraute Journalisten bestellt. „Wäre der Zugriff, also meine Festnahme, dann erfolgt, wäre die Aktion unter den Augen von Pressemitarbeitern abgelaufen. Es wäre der Beweis erbracht worden, dass Andreas, Polizei und Staatsanwaltschaft gegen mich ein Komplott geschmiedet haben.“

Der Prozess wird fortgesetzt.

KAI VON APPEN