Betr.: Ry Cooder

Ry Cooder hat eine Vorliebe für musikalische Rekonstruktionen: Das ist nicht erst seit „Buena Vista Social Club“ so, dem der kalifornische Slide-Gitarrist als Ehrenmitglied angehörte. „Chavez Ravine“ ist sein bislang ambitioniertestes Projekt: Dreieinhalb Jahre hat der 58-Jährige an dem Album gearbeitet und sich dazu mit legendären Stars der Pachuco-Musik wie Lalo Guerrero und Don Tosti getroffen; beide sind inzwischen verstorben. Teils didaktisches Hörspiel, teils musikalische Zeitreise, erzählt „Chavez Ravine“ die Geschichte eines mexikanischen Viertels in Los Angeles, dass in den Fünfzigerjahren der Stadtplanung zum Opfer fiel. Von Bulldozern wurde das Viertel plattgewalzt, an seiner Stelle wurde das Football-Stadium der Dodgers errichtet. Bei Ry Cooder wird aus der Armensiedlung ein idyllischer Ort der Vormoderne, der von blindem Kommerzstreben verdrängt wurde. Cooder zeigt sich damit wieder einmal als nostalgischer Kulturpessimist. Sein Motto könnte sein, was die Songwriterin Rickie Lee Jones einmal sang: „They paved paradise, and built up a parking lot“. BAX