brief des tages
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Die Macht des US-Dollars

„Leitwährung US-Dollar: Cash & Crash“, wochentaz vom 25. 2. 23

Die Problematik der globalen Hegemonie des US-Dollars hat Ulrike Herrmann sehr treffend beschrieben. Es sollte jedoch nicht bei einer bloßen Kritik bleiben. Auf der berühmten Konferenz des damaligen Völkerbunds 1944 in Bretton Woods, wo die Funktion des US-Dollars als Leitwährung und das Institutionengefüge von Weltbank, IWF und GATT beschlossen wurden, stand noch ein Vorschlag des britischen Ökonomen John Maynard Keynes zur Debatte. Keynes plädierte für die Gründung einer „International Clearing Union“ mit einer supranationalen, neutralen Recheneinheit „Bancor“ und einem Ausgleichsmechanismus, der die Guthaben und Schulden aller Mitgliedsländer in einer stabilen Balance halten sollte. Wäre der Keynes-Plan nach dem Zweiten Weltkrieg realisiert worden, sähe die Welt heute anders aus. Das Nord-Süd-Gefälle wäre schrittweise in eine Ebene übergegangen, auf der sich alle Menschen dieser Erde als Gleiche begegnen und einen gerechten und friedlichen Handel miteinander treiben würden. Der Keynes-Plan sollte wieder in Erinnerung gebracht und für die Gegenwart weiterentwickelt werden. Werner Onken, Oldenburg