Etwas mehr Geld für 200.000 Beschäftigte

Druckindustrie und Ver.di einigen sich auf einen kleinen Lohnzuwachs und den Erhalt der 35-Stunden-Woche

WIESBADEN taz ■ Überraschend schnell einigten sich gestern am frühen Morgen der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) und die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di nach zähem Kampf auf einen Tarifabschluss. Noch in den späten Abendstunden des Mittwoch hatte es so ausgesehen, als ob die Kontrahenten sich irreparabel zerstritten hätten und die seit Mitte März währenden Verhandlungen gescheitert seien. Die Arbeitgeber hatten den Gewerkschaftern vorgeworfen, sie blockierten und seien weder zur Aufgabe der 35-Stunden-Woche noch zu betrieblichen Öffnungsklauseln und Kosteneinsparungen bereit.

Der bvdm hatte verlangt, dass die Arbeitszeit künftig ohne Lohnausgleich bis auf 40 Stunden erhöht werden dürfe. Außerdem sollte der Samstag regulärer Arbeitstag und Sonderzahlungen abgebaut werden. Ver.di hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrmals zu Warnstreiks aufgerufen und sich bereits auf eine Urabstimmung und einen Streik vorbereitet. Ein Ergebnis war auch in der am Dienstag begonnenen 15. Gesprächsrunde nicht erwartet worden.

Der 22 Stunden währende Verhandlungsmarathon ging dann aber doch mit einer Einigung zu Ende: Der Flächentarifvertrag bleibt erhalten und die 35-Stunden-Woche „ohne Wenn und Aber“ ungetastet. Der bvdm erstritt in den zähen Verhandlungen allerdings die Einführung von Arbeitszeitkonten, Lockerungen bei der Samstagsarbeit und Abschläge bei Zuschlägen und Freischichten.

Dies sei, so bvdm-Verhandlungsführer Wolfgang Pütz, zwar nicht das, was „wir uns ursprünglich unter einer Reform des Tarifvertrages vorgestellt haben“. Aber es habe außerdem auch bei Zuschlägen und Freischichten Erleichterungen für die Betriebe gegeben, die nun „flexibler“ planen könnten. Und beim Lohn sei man zum „der wirtschaftlichen Situation angemessenen“ Abschluss gekommen. Ver.di hatte sich zu Abstrichen bei der Forderung „3,7 Prozent mehr Geld“ bereit erklärt.

Für die rund 200.000 Beschäftigten der Druckindustrie wurde eine auf zwei Jahre verteilte Lohnerhöhung von je einem Prozent vereinbart. Für die Gewerkschaft erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende Frank Werneke, ihm sei es vor allem um den Erhalt der 35-Stunden-Woche und des Manteltarifvertrags gegangen. Auch Jahresleistung und Urlaubsgeld seien im Tarifvertrag festgeschrieben. Bei Arbeitszeitkonten und Samstagsarbeit sei man „an die Grenze dessen gegangen, was machbar“ sei. HEIDE PLATEN