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Wenn der Lokführer alle noch mal aussteigen lässt

Es ist Karneval im Rheinland. Am Abend sitze ich im Regionalexpress von Aachen über Köln nach Siegen. Der Lokführer begrüßt uns zur anstehenden Fahrt durch die Karnevalshochburgen. Und dann bittet er uns um einen persönlichen Gefallen. „Im Namen der Liebe und des Karnevals“ sollten wir alle noch mal aussteigen. Keine Angst – wir würden alle mit ihm wie geplant um 21.18 Uhr losfahren. Ein paar Dutzend stehen auf dem Bahnsteig. Vorn steht der Lokomotivführer mit einer Trompete. Und er spielt allein für uns „Can you feel the love tonight“ von Elton John aus dem „König der Löwen“ und ein sentimentales Karnevalslied der Bläck Föös. Die Töne verklingen in der Bahnhofshalle, die Menschen klatschen.

Wir sind wieder im Zug. Personal und Passagiere, manche verkleidet und manche unverkleidet haben ein Lächeln auf dem Gesicht. Der Lokführer gibt durch, wie sehr er sich gefreut hat. Wir sollen „stark, gesund und stabil bleiben“, an die Liebe glauben und diesen Glauben mit in den Karneval nehmen. Dann fährt der Zug los durch die Nacht zu den Kneipen mit den bunten Lichtern.

Aachen

249.070 Ein­woh­ner:in­nen, eine Karnevalshochburg so wie Köln auch, aber dort leben mit 1.073.096 Ein­woh­ner:in­nen doch ein paar mehr Jecken.

Thomas Rath, wochentaz-Leser aus Köln